Feiertage oder das Restaurante am Ende des Universums
Wir sind in Toau angekommen, eine Tagesreise entfernt von Fakarava und es
gibt etwas zu feiern. Seit dem 4. Juli 2001 sind Merceds und ich fest zusammen.
Ist das wirklich schon 10 Jahre her? Die
Shangoo, ein amerikanisches
Boot wird zur Ferer das Tages über Topp und Takel mit Fahnen geschmückt.
Woher die das wissen?
Abends gehen wir ins
Restaurante. Auf dem Motu neben der Ankerstelle
wohnen Gaston und Valentine und kochen für uns. Das hier ist wirklich das
abgeschiedenste Restaurant, das wir je besucht haben, halt das
Restaurante am Ende des Universums.
Eine offene und doch windgeschützte Bretterhütte am Strand mit Blick auf
die ankernden Boote und den Sonnenuntergang. Der nächste Ort liegt 40 Seemeilen
entfernt auf Fakarava, wo wir als letztes hergekommen sind. Alles hier ist
selbst angebaut, selbst gezüchtet oder selbst gefangen (bis auf Wein und Bier).
Mit französischsprachigen Speisekartenmüssen wir uns glücklicherweise nicht
herumschlagen, gegessen wird was auf den Tisch kommt. Und was sie alles auffahren:
- Als Vorspeise gibt es eine Art Flammkuchen, nur mit Fisch und Kokossahne.
- Als nächstes Poisson cru, eingelegter Fisch mit Gemüse und einer
Kokos-Sahnesoße. Dazu gibt es Reis.
- Der Zwischengang besteht aus einem Carpaccio verschiedener Fischsorten,
dazu frisches Kokosbrot.
- Hummer vom Grill bis zum abwinken.
- Schweinegulasch, aber irgendwie anders gewürzt als wir das kennen.
- Zum Nachtisch Kuchen.
- Dazu gibts französischen Rotwein und frisches Regenwasser
In den folgenden Tagen leert es sich an der Ankerstelle und wir
sind teilweise alleine dort. Valentine und Gaston kümmern sich um uns -
mehr als einmal kommt Gaston mit frischen Fisch vorbei.
Sonntags
wird Bowl gespielt und in der Woche helfen wir, wo wir können. So
zum Beispiel beim Recycling von Bojen. Versteht Ihr nicht? Ok, also
ausführlicher:
Normalerweise
fährt Gaston alle zwei Wochen nach Fakarava um einzukaufen, aber auch
um seienen Fisch und Hummer zu verkaufen. Das geht jetzt aber nicht
mehr, weil sein großer Außenbordmotor kaputt ist. Ein neuer ist sehr
teuer und deshalb sucht er überall auf Toau angespülten Perlfarm- und
Fischereibojen. Wenn er 500(!) davon zusammen hat kann er sie für einen
guten Preis verkaufen. So sieht man uns über die Lagune fahren und an
den Stränden der Motus entlangwandern. Immer mit einer Machete in der
Hand und auf der Suche nach Bojen. Es gibt erstaunlich viele davon und
meist kommen wir mit einem Boot voller Bojen (das sind dann so 60-70
Stück) zurück. Die Frauen haben sich derweil ums Essen gekümmert,
gegrillten Fisch, Poisson Cru, Huhn, Reis.
Einen Wehrmutstropfen hat dieses Recycling allerdings:
Die kaputten Bojen bleiben als Plastikmüll weiter liegen.
Übrigens
gibt es doch ein Telefon auf Toau - eine richtige Telefonzelle sogar.
Stromversorgung per Solarstrom und Verbindung mit der Welt per
Richtantenne - nur funktionieren funktioniert das nicht. Keiner wartet
die sicher echt teure Anlage und die Batterien sind kaputt. Um dennoch
telefonieren zu können kann man mit seinem Handi aufs Dach steigen. Von
dort aus hat man am Nachmittags eine schwache Verbindung zum nächsten
Mobilfunkturm...
Lulut
hat vier niedliche kleine Hundebabys bekommen. Mercedes ist kaum von
ihnen zu trennen. Bevor wir ablegen muss ich das Boot inspizieren, ob
sich nicht so ein kleiner Racker eingeschlichen hat. Sie bekommen
deutsche Namen. Hasso und Rex.
Nach
drei Wochen soll es endlich weiter gehen.Am 22.7. wollen wir in Richtung Tahiti ablegen. Das Wetter sieht ruhig aus
für die Überfahrt, dennoch fällt der Abschied von Valentine
und Gaston, aber auch von den Hunden und insgesamt von den Tuamotus
schwer. In Tahiti heißt es dann: Hallo Zivilisation mit Autos, Smog, Einkaufen und Stress...
Fakarava
Über
Nacht ging es nach Fakarava, dort kann man wieder auf etwa 2m an der
Südspitze der Insel ankern. Hier treffen wir zwei andere deutsche
Boote, die
Sailaway und die
SueAn. Das Highlite hier
ist das Schnorcheln im Pass mit unvorstellbar vielen Fischen. Auch die
Geburtstagsfeier auf der Sailaway ist erwähnenswert. Schön einmal
wieder deutsch mit anderen Seglern zu reden.
Am
Südpass kann man auch ganz normal Urlaub machen. Es gibt ein
Restaurante, eine Tauchstation und ein kleines Hotel mit Bungalows
direkt am Strand. Von der Terasse kann man losschwimmen und ist mitten
unter Fischen und Haien.
Ein paar Tage später fahren wir auf die Nordseite des Atolls. Auf dem Weg
kommt eine Super-Segelyacht an uns vorbeigezogen - ein schöner wenn
auch seltener Anblick. Wir machen jede Menge Fotos. Später kommt jemand von der
Crew und holt sich die Fotos ab. Wir machen öfters Fotos, gab es doch als
Dankeschön frisches Onst und selbstgebackene Muffins vom Bordkoch.
Hier im Norden von Fakarava können wir nach
langem wieder einkaufen. Auch einen Bäcker mit frischem französischen
Brot gibt es. Wir treffen hier
Antoine mit seiner
Banana Split, einem
gelben Katamaran. Wir kannten beide aus dem Fernsehen - er hat viele
Dokumentationen über alle möglichen tropischen Reviere gedreht, die auf
TerraNova und Arte geyeigt worden sind. Er sieht immer noch so aus wie
in seinen Filmen.
Tahanea, die Insel der lila Korallen
Der
Wind soll auf Südost drehen. Die Lagune ist so groß, daß unser
Ankerplatz an der Nordseite zu unruhig werden könnte. Also machen wir
uns auf den Weg an das Südostende der Lagune, wo wir hinter einem Motu
in nur 2m Wassertiefe einen nicht nur ruhigen, sondern auch traumhaft
schönen Ankerplatz vorfinden.
Auf dem
Weg durch die Lagune ist Vorsicht geboten. Überall lauern Korallenriffe
knapp an der Oberfläche. Dieses hier schaut freundlicherweise
gerade aus dem Wasser heraus und ist so einfach auszumachen. Aus einem
Reisebericht anderer Segler haben wir Wegepunkte übernommen, die uns
durch dieses Labyrinth geholfen haben. Ohne eine "Frau am Bug" die
aufpasst geht's dennoch nicht.
Auf
sandigem Grund und kaum Korallenköpfen schmeissen wir den Anker. Das
Wasser hat Farbe und Temperatur eines Schwimmingpools. Noch
schnell den Anker checken und dann relaxen. Wir erkunden das kleine
Riff hinter unserem Heck und werden prompt von Schwarzspitzen Riffhaien
neugierig beäugt. Sie trauen sich aber nicht näher als so 3m an uns
heran - wir sind halt doch die größeren Raubtiere. Leider verjagen die
Haie aber die anderen Fische und vereiteln unsere Angelversuche. Abends
gibt es so Nudeln mit Soße anstelle Fisch in Kokossoße.
In den nächsten Tagen erkunden wir die Umgebung. Eigentlich ist das Atoll
wegen eines braunen unscheinbaren Vogels unter Naturschutz gestellt.
Wir sind aber eher von anderen Dingen fasziniert. Rosa und lila
Korallen,
Motus mit Korallenstränden und Kokospalmen, flache Buchten voller
bunter Fische, Rochen, Seegurken, Riesenmuscheln und natürlich den
Riffhaien. Und gleich dahinter kommt das Außenriff mit
seiner schroffen Mondlandschaft, daß uns vor dem weiten riesigen
pazifischen Ozean schützt.
13-15.06.2011: Nach Tahanea
Der Wind soll gut werden für die Weiterfahrt. Den Pass in
Hao wollen wir am Vormittag nehmen und hoffen am Mitwoch in Tahanea zu
sein, einem unbewohntem Atoll. Ab dort treffen wir dann wieder die
Segler, die über die Marquesas gefahren sind. Mit unserer
Abgeschiedenheit ist es dann wohl vorbei.
Die
Passpassage war problemlos, aber Wind und Wetter am ersten Tag
erinnerten doch sehr an unsere Nordsee-Segelzeiten (Man beachte die
Stiefel - darin sind warme Socken!).
Am
nächsten Tag scheint die Sonne, der Seegang beruhigt sich und das Leben
an Bord wird wieder angenehmer. Plötzlich ein Schrei aus dem Cockpit:
"Sch*e, ist der GROSS".
Direkt neben der forty-two taucht eine Schule Wale auf. Der Blas
eines der größeren Tiere hatte Mercedes erschreckt. Das erste Mal auf
unserer Fahrt überhaupt sehen wir "richtig große" Wale. Teils sind sie
größer als unser Schiff. Aber mit Fotos klappt es nicht. Zu schnell
tauchen sie auf und wieder ab, manchmal keine 10m neben uns. Einer
umrundet uns sogar - ungewöhnlich für Wale. Ein paar Wal Suchbilder
wollen wir euch aber nicht vorenthalten.
In
der zweiten Nacht soll es eine totale Mondfinsternis geben - jedenfalls
gibt das Günter in seinem Funknetz durch. So beobachten wir den Mond
diese Nacht besonders. Aber der Mond scheint heller den je. Sogar ein
Mond-Regenbogen hat Mercedes gesehen. Ganz farblos und in hellgrau
spannte sich der Bogen unter der Regenwolke. Bestimmt keine
Fatamorgana. Da muß man über 40 Jahre alt werden um so ein Schauspiel
zu erleben.
Am
dritten Tag kommen wir auf Tahanea an und ankern abseits der etwa 8
anderen Yachten auf 7m Wassertiefe in kristallklarem Wasser. Selbst bei
den 20m tiefem Wasser im Pass konnten wir den Grund mit allen
seinen Details sehen. Hier binden wir Fender an unsere Ankerkette,
damit sie sich nicht hinter den vielen Korallen verhakt. Den Trick
haben wir aus dem Buch "Der erfüllbare Traum" von Klaus Nölter und
Johanna Michaelis (ISBN 3-7688-1392-4), da gibt's auch jede Menge
anderer Anregungen für Fahrtensegler- nur zu empfehlen.
Kids in Hao
Wenn ich noch mal Kind sein könnte, möchte ich das in Hao sein. Hier
gibt es jede Menge fröhliche, freundliche, sogar wohlerzogene
Kids. In der Schule scheinen sie auch was zu lernen (welcher
10-jähriger Deutsche würde auf einem Bild die Freiheitsstatur in New
York erkennen?). Nachmittags tollen sie am Strand, im Hafen herum - der
ist nirgends mehr als 100m entfernt. Fische fangen, schwimmen,
und und und.
Aufpassen auf Autos, Kriminalität etc. ist hier unnötig - ein freies
ungezwungenes Leben ist das hier, die Einschränkungen durch die kleine
Insel erfährt man wohl erst, wenn man älter wird.
Die drei hier sind an allem interessiert was wir machen - so oft gibt's keinen
Besuch von Seglern. Und was das Angeln angeht, können sie uns eine Menge
beibringen.
Ok, ein paar der angebotenen Bonbons verschwinden auch in der Hosentasche, aber
die ausgeliehene Angelschnur wird Abends brav zurückgebracht - inklusive einem
gefangenen und schon ausgenommenen Fisch. Den haben wir uns Abends munden lassen. Danke euch drei'n.
Königreich Tonga
Die
Zeit verfliegt wie im Fluge und wir planen,
was wir in der nächsten Zyklonensaison machen. Ab Mitte November kann
es nämlich
hier im Südpazifik sehr unangenehm werden, denn dann entwickeln sich
hier Zyklonen, also die gleichen tropischen Stürme die in der Karibik
Hurrikane heißen.
Die meisten Boote verlassen das gefährdete Gebiet und fahren nach Neuseeland
oder Australien, wir aber planen mittendrin zu bleiben und uns in einem sicheren
Hafen
zu verstecken. Und zwar im
Königreich Tonga
, wo vor noch
nicht allzu langer Zeit der dickste König der Welt (209kg, Taufa'ahau Tupou IV)
im Guinnesbuch der Rekorde
verzeichnet war und wo man den neuen Tag als Erstes begrüsst (Tonga liegt direkt
an der
Datumsgrenze
).
So ersparen wir uns die lange Fahrt nach Australien oder
Neuseeland und haben mehr Zeit im schönen und großen Südpazifik.
Über 2000 Meilen sind es aber dennoch bis Tonga.
Im Norden von Tonga gibt es die Inselgruppe
Vava'U mit der Stadt
Neiafu, die in einer super-sicher geschützten Bucht liegt, die man auch
Port of Refugee, also Hafen der Zuflucht nennt.
In diesem Hafen haben wir uns eine stabile Boje gemietet, wo wir unsere
forty-two festbinden wollen. Das ist so
sicher dort, daß uns sogar unsere Versicherung ohne Zusatzkosten
weiterversichert.
Vava'U hat aber noch mehr zu bieten:
- In Neiafu gibts Super- und Gemüsemärkte, Bootswerft, Internet, Fährverbindung,
Restaurants, Hotels, Flughafen,...
- Im Umkreis von nur einer Tagesreise befinden sich 34 Inseln und Inselchen,
teils unbewohnt, das Ganze umgeben von Korallen, Stränden, Palmen und Walen.
- Auch im Süd-Sommer, der Regenzeit, bleibt die Tageshöchsttemperatur unter
30°C, Luftfeuchtigkeit unter 80%, Wassertemperatur um 27°C.
Und in dieser Umgebung müssen wir jetzt wohl oder übel die nächste
Zyklonensaison von November 2011 bis April 2012 absitzen. Wir bleiben
natürlich nicht an der Boje, sondern fahren herum - bei der Ankündigung
eines Zyklons gehts dann - husch husch - ins sichere Körbchen.
Noch Fragen? Zum Beispiel wann Ihr vorbeikommen dürft? Meldet Euch -
wer zuerst fragt hat die freie Auswahl. Wer
Google Earth
installiert hat, kann
hier
direkt nach Vava'U springen.
Bootsarbeiten
Der
Pier bietet sich für Bootsarbeiten geradezu an. Wer weiß wann wir das
nächste Mal festen Boden direkt neben dem Boot haben. Ein Teil der
Bodenbretter wird geschliffen und lackiert. Leider haben wir nicht
ausreichend Bootslack für alle Bretter.
Ankerketten
Waren wir stolz auf unsere tolle Edelstahl-Ankerkette. Aber das war
einmal.
Hier am Steg hatten wir endlich einmal die Gelegenheit uns unsere Kette
mal
genauer, und das heißt Glied für Glied, anzuschauen. Das Ergebnis seht
ihr
auf dem Bild nebenan. Lochfraß! Und da denkt man so eine Edelstahlkette
kauft man einmal für das ganze Leben. Doch dem ist offenbar nicht so.
Wir haben auch schon andere Segler mit ähnlichen Problemen getroffen.
Gekauft haben wir die Kette bei unserem Lieblingsladen in Hamburg,
bei Hartmann. Von dort haben wir dann leider erst jetzt folgende
Aussage bekommen:
Die Kette ist für den Südpazifik und auch das Mittelmeer nicht geeignet.
Man bietet uns von dort eine neue, teurere, geeignete Kette an.
Wäre ja schön gewesen vorher zu wissen, dass die zuerst gekaufte
Kette nicht geeignet ist.
Doch was jetzt? Wir sind aufs ankern angewiesen. Sie ist lebensnotwendig für
unsere Art zu Leben.
Wir
zeigen die Kette Ipo - einem Einheimischen - und Ipo sagt er hat ein
Schweißgerät. Wir bringen also unsere Kette vorbei und er macht sich
daran
sie auszubessern. Schlimmer machen kann er es nicht. Das Ergebnis ist
zwar
nicht sehr formvollendet, aber es soll wohl halten. Zumindest bis
Tahiti.
Dort wollen wir eine neue Ankerkette, diesmal ganz herkömmlich aus
verzinktem
Stahl, kaufen. Hoffentlich haben die da so etwas...eine geeignete
VA-Kette aus Deutschland schicken zu lassen können wir uns niht
leisten, selbst bei dem angebotenen Rabatt.
In Hao
Wir haben viele Leute getroffen die sagten:
Tuamotus - die sind doch alle gleich. Kennste
eine, kennste alle.
Weit gefehlt, wir haben immer erlebt, dass man, kaum fährt
man eine Insel weiter, egal wo, alles komplett wieder anders ist. So
auch hier. Der Kontrast zwischen
Hao
und den
Gambiers
könnte kaum größer sein.
Der erste Eindruck ist, daß man in einer Geisterstadt
angekommen ist. Schon der Zementpier an dem wir festgemacht haben ist
alt, überall verrostete Ketten, alte zerschlagene
Elektroinstallation. Die Häuser sind fast alle kaputt, schon
überwuchert. Alles zeugt von der ehemaligen Anwesenheit der
französischen Soldaten, die nach der Aufgabe der Atomtests in
Mururoa die Insel vor 10 Jahren verlassen haben. Ein Zyklon vor ein
paar Jahren hat den restlichen Häusern dann den Rest gegeben.
Die Badezimmer scheinen am Standhaftesten zu sein.
Jetzt gibt es nur noch ein Bruchteil der Einwohner, die in den
verlassenen Häusern wohnen.
Trotz dieser eigentümlich gespenstischen Atmosphäre
gefällt es uns hier gut. Und das liegt vor allem an den
ausnehmend freundlichen Menschen hier. Jeder grüßt jeden,
man kommt sofort ins Gespräch, auch wenn das mit unserem
französisch recht schwierig ist. Man hat Zeit, Kinder spielen
auf der Straße und natürlich im kristallklaren Wasser.
Gleich gegenüber von unserem Liegeplatz ist das
REHAB
Center des französischen Militärs. Und zwar geht es den
Rückbau der Insel. Sie haben schweres Gerät hier und reißen
den Beton und den Stahl der verfallenen Bauten aus dem Boden heraus.
Alles wird nach Materialien getrennt, aufgestapelt und mit Schiffen
abtransportiert. Hier geht es nicht um Profit, sondern um die
Wiederherstellung des Zustandes der Insel vor dem Militärstützpunkt.
Noch gibt es aber überall mehr als nur Hinweise daran. Der
Offiziersclub direkt an der Lagune zeigt auch, dass man hier zu leben
wusste. Auch die alte Marina, in der wir derzeit liegen, diente dem
Vergnügen von Soldat und Offizier.
Elefantitis
In Polynesien gibt es noch viel Elefantitis. Das ist eine Krankheit die
von Mücken übertragen wird und wo sich durch Parasiten die
Lymphgefäße entzünden und Körperteile unförmig anschwellen. Jedenfalls
gibt es hier gerade eine große Kampagne gegen Elefantitis und es werden
kostenlos Medikamente an die Bevölkerung verteilt. Wir sind auch zu dem
Ambulanzzentrum gegangen und haben die Pillen geschluckt. Die sollen
uns für ein Jahr von den Parasiten befreien, falls wir welche bekommen.
Jeder 10te hier soll den Erreger in sich haben.
Zu den Tuamotus
So schön es auch ist, irgendwann muss es ja weiter gehen. Und
jetzt kündigt sich ein gutes Wetterfenster für die Fahrt zu
den Tuamotus an. Also zurück nach Rikitea, einkaufen,
ausklarieren und los. Südost 10 Knoten zunehmend auf Ost 15 bis
20 Knoten ist für die nächsten Tage vorhergesagt. Seit
langem einmal wieder Passatbedingungen. Eine ganze Reihe Boote nutzen
das gleiche Wetterfenster, auch Eddy und Glenda auf der Helena. Sie
starten einen Tag später.
Wir wollen nach Hao oder Amanu. Die Atolle liegen nur so 20 Meilen
auseinander. Am Schluß wird wohl das Wetter entscheiden welches
Atoll wir anlaufen, je nachdem wie gut es für die
Bedingungen der Pässe in die Lagune und der Ankerstellen sind.
Der Kurs ist leider mit Atollen gepflastert, sodaß wie
ständig Wache gehen müssen. Auch müssen wir auf die
anderen Boote achten, die parralel zu uns fahren (Immerhin zwei).
Bisher (heute ist der 20.5.) war die Überfahrt dennoch sehr
angenehm und fast ereignislos. Zwei
Nebensächlichkeiten
möchten wir euch aber nicht vorenthalten.
- In der ersten, ruhigen Nacht
rumpelt und pumpelt es am Heck der forty-two. Hat sich was
am Heck verfangen? Löst sich gerade die Selbsteueranlage auf?
Ich werde ganz hektisch, suche mit der Taschenlampe - Nichts. Wieder
das Gerumpel - wieder nichts zu sehen.
Erst morgens löst sich das Rätsel. Es sind die Bananen die wir
am Heck aufgehangen haben. Hier fährt man häufig mit einer
halben Staude Bananen herum. Die Bananen sind überreif, lösen
sich durch das Geschaukel auf See von dem Stauden und purzeln mit
viel Getöse erst auf die Rettungsinsel und dann ins Wasser.
- Übrigens geht morgen die Welt
unter! Echt. Jedenfalls hat das Günter gesagt (Der Funk-Günter
aus Panama-Contadora) und der hat es über cnn gehört
und was cnn sagt muß ja stimmen. Jedenfalls hat
besagter Günter dann per Funk aus vollem Hals ein Lied auf
kölsch:
Am 30. Mai ist
Weltuntergang - wir leben nicht mehr lang, wir leben nicht mehr
lang.
angestimmt. Diese Performance hier mitten im Südpazifik
von einem 80 Jährigen Kölschen Jung aus dem 8000
Kilometer entfernten Panama zu hören war schon ein Erlebnis der
besonderen Art. Leider gibt es keinen Mitschnitt, aber ein Teil des Originals gibt es
hier.
Leider
kommen wir gegen Abend vor Hao an - unmöglich jetzt noch durch
den schwierigen Pass zu fahren. Morgen früh um 8Uhr soll ein
günstiger Zeitpunkt sein. Also heist es warten - doch wie wartet
man mit einem Segelboot bei frischen 20 Knoten Wind und 3 Meter
Welle? Weit und breit ist kein Parkplatz zu sehen. Wir entscheiden
uns einmal das Beidrehen zu versuchen. Das Großsegel flattert
oder wird geborgen, das Vorsegel ganz klein gerefft und back stehen
lassen. Das Ruder noch voll "falsch herum" einschlagen und
festbinden - soweit die Theorie. Und wer sagts denn, klappt doch. Wir
driften mit einem Knoten Fahrt quer zur Windrichtung in Richtung Hao.
Es ist sogar verhältnismäßig ruhig im Schiff. Wir
können etwas zu Essen machen und abwechselnd schlafen.
Morgens
gleich nach Sonnenaufgang probieren wir die Passpassage. Hier sollen
manchmal 12 Knoten Strömung sein. Die gefährlichste Passage
in eine Lagune der Tuamotus. Doch Glück oder Können, egal,
wir haben nur 2.5Knoten Strom und kommen problemlos durch,
Die
Ankerstelle vor dem Ort istz noch 2 Stunden Fahrt durch die Lagune
entfernt. Doch wir laufen in den alten, verlassenen kleinen Hafen
eben nördlich des Ortes ein. Ganz alleine liegen wir hier an
einem alten Zementpier mit völlig verrosteten Ketten und
Festmachern, kramen Fender und Leinen hervor. Seit über einem
halben Jahr hat die
forty-two an keinem Steg mehr
festgemacht, sie lag immer vor Anker. Eine schöne Abwechselung
einmal ohne Beiboot an Land gehen zu können und in einem immer
ruhigen und geschützten Hafenbecken zu liegen. Morgen wollen wir
den Ort erkunden. Jetzt wird erst einmal geschlafen.