Logbuch 'forty-two' - Australien

Im Moment haben wir 7m Tidenhub in Darwin. Die Sandbank hinter unserer Ankerstelle schaut dann besonders weit aus dem Wasser und wir fahren einfach mal hin.

Da kommt doch das Ausflugs-Amphibienfahrzeug Ride the Duck vorbei und fährt auf die Sandbank. Interessante Sache so ein Amphibienfahrzeug. Ob wir an unsere forty-two auch Räden anbauen können?

An unserem Ankerplatz in Darwin liegen wir jetzt schon eine ganze Weile. Abends kommen die Touristen mit Sunset Tours auf Ausflugsbooten zu uns herausgefahren, um sich den Sonnenuntergang anzusehen. Wir haben den Anblick jeden Abend - und jeden Abend sieht er anders aus. Am Wochenende machen viele Einheimische Bootstouren. Bei Niedrigwasser fällt die Sandbank hinter unserem Ankerplatz trocken und es wird gegrillt und gechillt. Leute ohne eigenes Boot verbringen das Wochenende am Strand auf der anderen Seite gegenüber.

Wir bereiten uns derweil auf die Weiterfahrt nach Indonesien vor. Ein paar Bootsarbeiten, Impfungen für Typhus und Tetanus auffrischen. Die Visa für Indonesien haben wir schon. Und wir sind gleich vierfache Millionäre!! Wir haben ein paar Australiendollar in Indonesische Rupien umgetauscht und fühlen uns jetzt reich! 1EUR = 10.000Rupien.

Aus lauter Vorfreude, bald wieder klares Wasser zum schwimmen und schnorcheln zu haben, hat sich Mercedes ihre Haare schneiden lassen. Neben ihr sehe ich jetzt aus wie ein Hippie!.

Die letzten Meilen nach Darwin haben wir kaum Wind - da wir bis Hochwasser ankommen wollen, muss deshalb der Motor ran. Am frühen Vormittag gehen wir in der Fannie Bay vor Anker. Hier liegen schon sehr viele Boote, die auch nach Indonesien fahren wollen. Darwin ist die Hauptstadt der Northern Territories, hat ein paar Hochhäuser, aber eine Großstadt ist es noch nicht.

Leider ist es hier in der Funny Bay sehr weit zum Ufer und daher recht schaukelig. Wir probieren den Ankerplatz vor Cullen Bay ein Stück tiefer in der Bucht aus. Hier gefällt es uns besser, auch wenn wir um die Schaukelei nicht herumkommen.

Heute ist Aufbruchsstimmung. Alle 9 Boot, die in der Alcaro Bay ankern, segeln innerhalb einer halben Stunde los. Es wird kein schöner Tag! Zunächst deutlich mehr Wind als angesagt - mit 25-30 Knoten, konfuser See bei starkem Querstrom, geht es hinein in den Van Dienem Gulf. Den empfohlenen Kurs können wir nicht anlegen - also hinein in das Gebiet mit den Flachstellen, Wasserturbulenzen und Eddies. Zu allem Überfluss klemmt auf einmal das Reff 2 vom Großsegel und wir müssen mit Reff 3 fahren. Das ist kein entspanntes Segeln mit dem Wind. Genaue Navigation auf tanzendem Schiff und ständiger Kontrolle des Wind-Autopiloten ist angesagt. Alle paar Minuten eine Salzwasserdusche. Auf der Sprayhout sammelt sich Seegras! Dann auf halben Weg nimmt der Wind stark ab - genau als die Tide kippt - Gegenstrom - motoren. Dennoch schaffen wir es als letztes (und kleinstes) Boot, noch vor Sonnenuntergang den Anker hinter Cape Hotham zu werfen. Tagesziel erreicht - sonst gibts nix zu berichten. Oder doch! Ein weiterer wunderschöner Sonnenuntergang mit Ankerschluck und ein hervorragendes Abendessen mit selbstgebackenem Roggenbrot und allem, was die Vorräte noch hergeben.

Eigentlich wollten wir ein paar Tage die verschiedenen Ankerstellen in Port Essingten unsicher machen - doch irgendwie überkommt es uns und wir fahren zusammen mit der Nicone weiter nach Cape Don. Diesmal müssen wir schon 2 Stunden vor Sonnenaufgang aufbrechen. Die Fahrt klappt problemlos. Unterwegs fangen wir einen kleinen Hai - der erste Hai an unserer Schlepp-Angel. Er ist so klein, daß wir ihn vom Haken lösen und zurück ins Wasser befördern können. Dennoch ziehe ich dicke Handschuhe an - auch mit den Zähnen eines Baby-Hais ist nicht zu spaßen.

Hier in der Bucht warten wir auf das richtige Wetter für die Fahrt nach Darwin. Erst einmal zieht wieder ein starkes Hochdruckgebiet über Südaustralien, das immer tagelangen Starkwind bringt. Allerdings auch schönen Sonnenschein. Die Bucht hat einen schönen Strand und kaum Schwell - es gibt definitiv schlimmere Plätze um ein paar Tage abzuwarten.

Die Fahrt nach Darwin ist etwas kompliziert, weil die Tiden bis dort stark zunehmen und es mehrere Engstellen mit so starken Strömungen gibt, daß man mit einem Segelboot nicht gegenan fahren kann. Das Timing muß deshalb an drei Stellen unbedingt stimmen. Das ganze natürlich bei gutem Wetter und am besten bei Tageslicht. Das Bild hier rechts zeigt z.b. die Strömungen im Van Diemen Gulf. Wir planen zwei Tagesetappen mit einem Zwischenstop bei Cape Hotham. Dort werden wir aber wohl erst bei Dunkelheit ankommen und ankern müssen.

Die paar Meilen nach Essingten sind unter Spi schnell geschafft. Unterwegs eine Überraschung. Per Funk ruft uns die Nicone, gute Freunde von uns, die wir seit einem halben Jahr nicht mehr gesehen haben. Wir verabreden ein Treffen in Essingten. Es wird ein schönes Wiedersehen.

Die anderen Boote wollen bis ganz nach Port Essingten fahren - für uns ist das zu weit. Daher ankern wir hinter Danger Point und dürfen - ganz alleine in der Bucht - noch einen weiteren Bilderbuch-Sonnenuntergang erleben.

Auf Valencia Island treffen sich insgesamt 5 Boote. Die Screensaver läd zum Sundowner ein. So lernt man sich einmal kennen. Spät wird es an diesem Abend dennoch nicht - am nächsten Morgen wollen wir alle schon vor Sonnenaufgang weiter.

Nach ein paar faulen Tagen geht es los um Meilen zu fressen. Über Nacht sind es bis zum nächsten Halt gut 120sm. Zunächst gilt es sich durch die teils nicht kartografierten Flachstellen der Krokodilinseln zu schlängeln. Bei Anbruch der Nacht sind wir frei von den Untiefen. Leider kommt hier Nachts meist starker Wind auf. Die 20 Knoten werfen bei den flachen Gewässern (10-20m) und dem Tidenstrom eine kurze, kabbelige See auf, die uns ziemlich durchschaukelt. Ohne Wolken und mit Vollmond ist es sagenhaft hell, doch leider unerträglich kalt und wir frieren trotz langer Klamotten und Fleecedecke bei unserer Wache erbärmlich. Doch schon eine Stunde nach der Morgendämmerung zeigt die Sonne, was sie kann. Am Vormittag können wir dann, nun wieder schwitzend, den Anker in der ruhigen, sandigen Bucht werfen und die verlorenen Stunden Schlaf nachholen.

Wir bleiben einen Tag in der schönen Bucht. Am Strand kann man viele Kilometer entlang streunern. Muscheln zum Sammeln gibt es satt. Leider auch angetriebenes Plastik in allen Formen und Farben. Gleich hinter dem Strand findet man Bäume und Gras. Eine schöne Landschaft. Aber Achtung! Wir sichten Krokodilspuren! Das dazugehörige Tier war kein Kleines, lässt sich aber nicht blicken. Sorglos am Strand spazieren geht also doch nicht!

Livebericht von Unterwegs - auf dem Wege nach Howard Island segeln wir gerade an einer kleinen Ortschaft vorbei, die einen Mobilfunkmast hat (siehe Bild). So können wir unsere Webseite updaten. Noch eine Stunde und wir haben sicher keinen Empfang mehr. Also schnell die Daten hochladen! Schöne neue Online-Welt!!

Inzwischen sind wir in Howard Island angekommen. Ereignislose 35sm in Lee der Wessels fast bis zum Festland Australiens. Hier gibt es normalerweise deutlich weniger Wind als weiter draußen. Gut so, sollen es doch morgen 30kn werden.

Was sagt der Wetterbericht? Richtig! Starkwindwarnung mit 30kn über das kommende Wochenende. Langsam sind wir es leid. Wir können entweder tagelang hier bleiben und dann irgendwann bei weniger Wind einen langen Schlag nach Westen machen, oder uns an die Küste verholen wo etwas weniger Wind und Welle sein soll. Wir entscheiden uns für das Letztere und segeln die 39 Meilen bis in diese geschützte Ankerbucht bei 25-30Knoten Wind von der Seite. Zum Glück schützen uns die Inselgrupper der Wessels, so daß die Wellen nicht zu arg werden. Morgen soll es dann an die Küste gehen.

Auf dem weiteren Wege nach Darwin liegt die Inselkette der Wessels im Wege. Es gibt nur wenige Wege auf die Westseite, und die sind aufgrund der starken Gezeitenströme schwierig. Aber außen herum ist ein großer Umweg, und so beschließen wir durch das berüchtigte Hole in the Wall, oder auch Gugari Rip zu fahren. Das ist weniger als 100m breit und es soll Strömungen von 12kn geben.

Ein Aufbruch bei Morgendämmerung ist wieder nötig, um rechtzeitig zum Hole zu kommen. Theoretisch soll um 13:22Uhr Hochwasser sein. Das ist gleichzeitig der Zeitpunkt, wo sich die Strömungsrichtung im Hole umkehrt und das Wasser für einen kurzen Augenblick zu einem Stilllstand kommt.

Der Wind lässt uns zunächst im Stich - wir müssen den Motor starten. Zunächst müssen wir bei auflaufend Wasser am Kap Wilberforce vorbei. Der Strom schiebt uns in die richtige Richtung und wir segeln teils mit 8kn über Grund.

Dennoch schaffen wir es nicht rechtzeitig am Eingang des Lochs zu sein. Aber die Realität hat eigene Gesetze. Trotz einer ganzen Stunde Verspätung kommen wir genau richtig an und erleben eine ruhige Durchfahrt bei optimalen Bedingungen. Glück gehabt! So ganz einfach lässt sich die Natur also doch nicht vorausberechnen. Hier ein paar Bilder von der Durchfahrt:

Eine geeignete Ankerstelle befindet sich knapp 6sm südwestlich. Wir ankern vor einem wunderschönen Sandstrand. Vieleicht die schönste Ankerstelle bisher für uns in ganz Australien. Deshalb bleiben wir auch einen Tag. Mit dem Dinghi rudern wir an Land und sehen plötzlich Tiere an Land herumhuschen. Bei genauerem Hinsehen erkennen wir Wallabies, die kleinen Kängurus. Zum Fotografieren sind sie leider zu schnell für uns. So haben wir nur die Spuren der Wallabies festgehalten. Auch jede Menge anderer Fotos gibt es von der Bucht. Ein paar findet ihr hier:

Wir segeln entlang der roten und grünen Küste von Arnhemland. Die Farben erinnern an Helgoland. In Arnhemland haben die Aborigines das Sagen. Es ist ein riesiges Gebiet (so groß etwa wie Portugal), daß zwar Teil von Australien ist, aber den Aborigines gehört. Ohne ihre Genehmigung darf man hier nicht hin. Unsere letzte Nacht in Cape Arnhem war schon am Rande der Legalität, aber wir waren ja nicht an Land. Die nötigen Genehmigungen wollen wir uns in Gove besorgen. Das ist ein Mienenort, aber auch der Verwaltungsort der Gegend und verfügt über einen guten, natürlichen Hafen. Dabei ist Hafen hier als besserer Ankerplatz gemeint.

Von Gove sieht man als Erstes einen rauchenden Schornstein. Später taucht die dazugehörige Fabrik und der Verladesteg auf. Die Bantry wurde gerade voll beladen und will ablegen. Die Leinen sind schon los, nur die Schlepper halten sie noch am Pier. Brav wartet sie, bis wir vorbeigesegelt sind. Während der kurzen Wartezeit wird vermutlich mehr Sprit verbaucht, als die forty-two während eines Jahres benötigt...

In der Ankerbucht vor dem Yachtclub liegen ca. drei Dutzend Boote. Die meisten an Moorings, also die Boote der Arbeiter hier. Wir sehen derzeit nur ein anderes Boot auf Durchreise, die deutsche Mohea, die wir schon in Seisia getroffen haben. Einen Steg oder gar einen Kran gibt es nicht. Unterwasserarbeiten können nur am Strand durchgeführt werden. Besser also, wer ein Boot hat, das dafür geeignet ist. Im Yachtclub gibt es ein kühles Bier und jede Menge Auskünfte. Der Barkeeper erklärt sich bereit uns am nächsten Tag in den Ort zu fahren - immerhin 11km. Ansonsten müssten wir mit dem Bus hin - Wochentags gibt es einen Bus in die Stadt hinein und einen hinaus.

Im Ort gibt es zwei mittelgroße Supermärkte. Brot nur tiefgefroren, frisches Gemüse hat schlechte Qualität bei horrendem Preis. Aber wir können unsere Vorräte etwas aufstocken. Hier sehen wir auch unsere ersten richtigen Aborigines. Viele stehen in Gruppen vor den Geschäften herum und machen irgendwie nichts. Sie reden in ihrer uns unverständlichen Sprache. Für uns sind sie schwer einzuschätzen. Sie wirken weder freundlich noch bedrohlich. Wir sind gespannt sie außerhalb von Orten in ihrem Arnhemland zu erleben. Der größte Teil unserer Reise bis Darwin geht durch ihr Land. Im Büro des "Northern Land Council" wollen wir die Erlaubnis für das Betreten von Arnhemland abholen, die wir schon vor Wochen beantragt haben. Doch das Papier liegt nicht vor. Nach einiger Diskussion kommen die Offiziellen zu dem Ergebnis, daß wir doch gar keine Erlaubnis brauchen, da wir weder auf dem Land reisen noch übernachten. Auch gut. Hoffentlich wissen das auch die Leute, die wir später in Arnhemland treffen werden.

Durch den vielen Wind und die großen Entfernungen haben unsere Vorsegel ziemlich gelitten. Etliche Nähte des UV-Schutzes sind aufgegangen und der Stoff ist teils ausgefranst. Es ist erschreckend wie stark die Sonne den Nähten zusetzt. Wir starten deshalb eine zweitägige Nähaktion, damit die Segel noch möglichst lange halten.

Marguerite und Pete von der 2XS haben ein Auto gemietet und laden uns zu einer Spritztour um Gove ein. Zuerst fahren wir zu dem Trödelmarkt bei dem Golfclub. Hier haben sie es super organisiert. Während die Männer Golf spielen shoppen die Frauen auf dem Trödelmarkt. Für die Kids gibt es eine Wasserrutsche, die einfach aus einer Plastikplane an einem Hang besteht. Ein bisschen Wasser und Seife drauf und fertig ist die Kinderwaschanlage.

Außerhalb des Ortes findet man überall bizarre Termitenhügel. Auf dem Rückweg nutzen wir die Gunst der Stunde für letzte Einkäufe. Dabei fällt uns dieser bekleidete Baum auf. Warum er allerdings Kleidung trägt, konnten wir nicht in Erfahrung bringen. "Irgendso ein Aborigines Ding" ist alles, was wir zu hören bekommen.

Wir starten Montag früh bei einem Wetterbericht mit zunächst 15-25 Knoten Wind, die Tage darauf sollen es 15-20 Knoten werden. Es kommt natürlich anders - Flaute. Zu Beginn läuft der Motor und wir stellen uns auf mindestens drei Nächte für die gut 300sm über den Golf ein. Doch später kommt ausreichend Wind bei wenig Welle und wir können die gesamte weitere Zeit segeln. Selbst Regen und Squalls lassen uns in Ruhe. Dennoch ist es nicht leicht uns nach langem wieder an das Tag- und Nachtsegeln zu gewöhnen. So nahe der Küste trauen wir uns nicht ohne Wache zu gehen des Nachts zu segeln. Allerdings sehen wir auf der gesamten Strecke kein anderes Schiff. Nur einmal kommt ein Flugzeug der australischen Küstenwache vorbeigeflogen. Per Funk überprüfen sie, ob bei uns alles in Ordnung ist. Am Abend kommt ein Tölpel vorbei und will sich ausruhen. Gerne geben wir ihm für eine Nacht Asyl. Doch am Morgen jagen wir ihn von Bord - der Gestank und der Dreck, den so ein einziger Tölpel verbreiten kann, ist unvorstellbar.

Kurz vor der Abenddämmerung des dritten Tages fällt der Anker hinter Cape Arnhem. Bis nach Gove hätten wir es heute nicht mehr geschafft. Und so freuen wir uns auf eine Nacht ohne Nachtwache. Für Gove ist morgen noch Zeit.

Zwei Flüsse münden bei Port Musgrave in den Golf. Das Mündungsgebiet hat eine ausreichend tiefe Zufahrt und verspricht Schutz vor Schwell und Wind. Auf dem Wege fangen wir eine spanische Makrele. Nach einigem Kampf ist der 10kg schwere Fisch endlich an Bord. Wie sollen wir so viel Fisch essen? Aber das ist ja nicht das erste Mal, daß wir viel Fisch haben. Nachdem jede Menge eingekocht und in Essig eingelegt ist, teilen wir den Rest mit dem anderen Boot im Fluß, einem Katamaran namens 2XS. Die Fischreste hängen wir über Bord - und tatsächlich kommt en kleiner Hai um sie zu vertilgen. Eigentlich hatten wir auf ein Krokodil gehofft. Die Crew der 2XS lädt uns zum Abendessen ein - es gibt natürlich gebackene spanische Makrele. Ein schöner Abend.

Im Fluß ist die Atmosphäre ganz anders als "Draußen". Mangroven, jede Menge Vögel, Krokodile und komische Geräusche aus dem Urwald.

Wieder 30 Meilen hoch am Wind nach Süden, aber wir können nahe der Küste segeln. Da sind die Wellen nicht so hoch. Nur der starke und böige Wind und die Regenschauer schlauchen. Die elektrische und mechanisch Selbsteueranlage schaffen das leider nicht. Handarbeit ist angesagt. SuperSailor Mercedes steuert fast die ganze Strecke!

In den Segelbücher wird geraten, vor der Überquerung des Golfes von Carpentaria erst ein Stück nach Süden zu segeln. So vermeidet man ein Gebiet mit unangenehmen Wellen und kann einen besseren Winkel zum Wind segeln. Den Rat wollen wir befolgen. Gleichzeitig kommen wir so von den Untiefen und Strömungen der Endeavour Strasse frei. Nur dumm, daß wir ein Stück zurück zur Küste segeln müsse. Das sind zwar nur 10sm, aber genau gegen den Wind bei 25-30 Knoten. Irgendwann hatten wir uns geschworen, nie mehr gegen den Wind an zu segeln. Jetzt wissen wir wieder, warum!
Endlich in Vrylia Point angekommen, ankern wir recht ruhig vor einem endlosen Sandstrand. Hier gibt es auch ein paar Camper, die mit Geländewagen im äußersten Norden von Australien unterwegs sind. Aber wir sind zu müde um an Land zu fahren und sie zu besuchen.

Aufstehen im Dunkeln - Aufbruch bei Sonnenaufgang. Es sind zwar nur 10 Meilen bis Seisia, aber der Strom ist mit uns nur bis 9 Uhr, danach würden wir gegenan bolzen müssen. Mit 2 Knoten Strom Unterstützung sind wir sehr schnell angekommen. Anker werfen und dann erst einmal frühstücken.

Kaum haben wir gefrühstückt, kommt ein Schiff vom australischen Hydrografischen Institut vorbei. Sie wollen die Gegend neu vermessen. Aber wir sollen ruhig hier liegen bleiben und uns nicht wundern, wenn sie heute öfter an uns vorbeifahren und auch ein bißchen Schwell verursachen. Sie meinen was sie sagen - keine 10m hinter unserem Heck fahren sie später entlang.

Während wir in Seisia ankern, werden Fertigkäuser per Schiff angeliefert. Kräne gibt es nicht. Die Fertighausteile werden am Strand mit Gabelstapler und Sattelschlepper von der Schute abgeladen. Manche Fertighäuser bestehen aus 5 Einzelteilen.

Nördlich vom Escape River diktiert der hohe Tidenstrom das Segeln. Er ist nicht nur sehr stark, sondern auch nicht einfach berechenbar. Manchmal fällt ein Hoch- oder Niedrigwasser aus, an einigen Stellen kann der Strom bis zu 8 knoten betragen. Heute haben wir um 14 Uhr Niedrigwasser. Das bedeutet, daß wir von 14 Uhr bis Sonnenuntergang 18 Uhr recht schnell segeln können. Dann sollten wir einen akzeptablen Ankerplatz gefunden haben. In den nächsten Tagen wird die fahrbare Zeit noch kürzer.
Trotz erneutem Starkwind segeln wir deshalb los. Ohne vorherige Absprache gehen innerhalb von 10 Minuten 4 von 6 Booten im Escape River Anker auf. Offenbar rechnen wir alle gleich.

Wir segeln durch die Albany Passage, dann um Cape York (der Nordspitze Australiens) herum bis zu einer Ankerstelle hinter Posession Island. Die anderen Boote wollen offenbar gleich hinter Cape York ankern und segeln durch die schmale Passage zwischen dem Festland und der York Insel hindurch. Dabei läuft eines der Boote offenbar mitten in der Durchfahrt auf Grund. Viel können wir nicht erkennen, nur das das Boot schräg liegt und die anderen ihm per Beiboot zu Hilfe kommen. Umkehren ist für uns bei den starken Strömungen nicht mehr möglich. Solch ein Unfall wünscht sich niemand, insbesondere nicht in einer so weit abgelegenen Stelle wie dieser hier. Per Funk hören wir auch nichts. Wahrscheinlich werden wir in den nächsten Tagen erfahren, ob und wie und was zu Schaden gekommen ist.

In Posession Island angekommen, schauen wir in den Mast und können unsere Antenne nicht mehr sehen. Die scheint einfach weg geflogen zu sein. Kein Wunder, daß wir per Funk keinen Kontakt bekommen. Zum Glück haben wir eine kleine Notantenne. Die muß bis Darwin reichen, wo wir hoffentlich Ersatz bekommen.

Der Name Posession Island stammt natürlich auch von Kapitän James Cook. Hier hat er offiziell die gesamte Ostküste Australiens von 38 Grad Süd bis zu dieser Insel in Besitz genommen. Was immer das bedeutet. Jedenfalls haben wir einen Gedenkstein am Nordufer von Posession Island gesehen (durchs Fernglas).

Um 04:30 Uhr geht der Wecker. Falls das Wetter gut ist ODER die Nacht zu unruhig, starten wir die lange Etappe zum Escape River. Wir finden beständigen Wind und Mondschein. Also geht um 5:00 Uhr der Anker hoch. Die ersten Stunden werden dann aber doch sehr ungemütlich. Squalls mit Regen und starken Böen ziehen durch. Wir wünschen uns an den ruhigen Angerplatz zurück. Doch dann beruhigt sich das Wetter, wir segeln trotz Reff 2 unsere 6,5 Knoten, unsere Windsteueranlage kommt klar und wir können endlich frühstücken. Es wird ein langer Tag mit vielen Segelmanövern, Steuern von Hand wegen Squalls, Riffen und Schiffen die unseren Weg kreuzen. Unterwegs überholt uns der Katamaran 2XS, der in der gleichen Bucht wie wir geankert hat. Weil sie weitaus schneller sind gingen sie erst nach Tagesanbruch und mit Frühstück Anker auf. Der befürchtete Gegenstrom stellt sich aus unerfindlichen Gründen nicht ein und so erreichen wir schon um 16 Uhr in den Escape River. Der Fluß ist voll von Perlenzuchtstationen. Schlecht zu sehen mit ihren schwarzen Bojen, gerade gegen die Sonne. Doch die Leute von der Perlfarm kennen das Problem und lotsen uns per Funk um die schwierigen Stellen herum bis hin zu einer geeigneten Ankerstelle. Dankeschön! Die lange Etappe ist geschafft. Hatte sie mir doch schon seit Wochen Kopf- und Bauchschmerzen verursacht. Die nächste Etappe geht dann schon zum oder sogar ums Kap York (Torres Strasse) herum. Aber nicht gleich morgen. Erst einmal ausruhen. Wir haben in den letzten Tagen zu viele, zu lange und zu anstrengende Etappen gesegelt und haben Nachts wegen zu unruhigen Ankerplätzen zu schlecht geschlafen.

Mit dem ersten Sonnenlicht taucht auch eine kleine Sandbank unweit von uns auf. Darauf liegt ein Baumstamm? Nein, durchs Fernglas sehen wir unser erstes Krokodil in freier Laufbahn. Klar würden wir das gerne fotografieren, aber es ist einfach zu weit weg um es noch auf dem Bild zu erkennen. Aber nun wissen wir es, hier gibt es tatsächlich Kroks. Hmh, wie fängt man die eigentlich und nimmt sie aus??? Aus Erfahrung wissen wir ja das Krokofleisch wie Hühnchen schmeckt, nur ist das Fleisch fester und nicht so faserig.

Früh morgens kommt Rusty von der Perlfarm längstseits und lädt uns zum Morgentee ein. Die Einladung nehmen wir gerne an. Zur Zeit ist nur er und seine Frau auf der Perlfarm. Alle zwei Wochen fahren sie Einkaufen. Dazu geht es erst einmal für eine Stunde mit dem Boot den Fluß hinauf. Dort mit dem Auto eines Freundes ein Stück über Land, mit einer privat gecharterten Minifähre wieder über einen Fluß und schließlich die letzten Kilometer über irgendeine Piste nach Bamaga. Bamaga ist das nördlichste Dorf auf dem australischen Festland. Nach Jahren als Perlenhändler hatte Rusty keine Lust mehr auf das Jetset Leben und züchtet seitdem seine eigenen Perlen. Er vertreibt sie auch per Internet und direkt an Leute, die mal eben "vorbei kommen".

Rusty sagt: "Wer sich ein Flugzeug chartert und zu mir nach Turtlehead Island fliegt, kann sich ein paar Tage in einem Bungalow entspannen. Er sucht sich dann ein paar Perlen für eine Kette aus, die ich dann herstelle. Insgesamt bezahlt er alles in allem weniger als die Hälfte des Preises für die Kette als bei einem Juwelier in Sydney."
Also los ihr Perlennarren - rein ins Flugzeug und ab nach Turtlehead Island. Ihr wart sicher noch nie an einem abgelegenereren Ort.

Wir haben uns durchgerungen, weiter zu fahren. Zwei lange Etappen liegen vor uns, bis wir wieder zu einem geschützten Platz kommen.
Da auch die Großschiffahrt zwischen Festland und dem Außenriff fährt, gibt es viele Seezeichen. Einige haben sogar einen Hubschrauberlandeplatz. Ob der nur zu Wartungszwecken da ist, also zum Glühbirne austauschen?
Portland Roads ist außer bei extremen Niedrigwasser sehr rollig. Das war uns aus den Beschreibungen schon klar, aber das es so arg ist, dachten wir doch nicht. Leider gibt es keine Alternativen bei Starkwind und so können wir froh sein für die Nacht Schutz gefunden zu haben.

Früh am Morgen geht die Schaukelei los - Südwestwind um 20 Knoten. Wo kommt der denn her - vorausgesagt war der nicht! Wir können die einsetzende Schaukelei gar nicht ab und segeln kurzentschlossen los. Bei dem Wind hoffen wir die 57sm entfernte Morris Insel zu erreichen. Doch der Wind wird im Laufe des Tages immer schwächer. Am Ende wird der Motor angetreten, damit wir rechtzeitig vor Sonnenuntergang ankommen.
Der Wetterbericht bringt die Ernüchterung. Starkwindwarnung für die nächsten Tage und keine Besserung in Sicht und das für mindestens eine Woche. Bei diesem Wind gibt es hier an der Küste kaum ruhige und sichere Ankerstellen, und die liegen sehr weit voneinander entfernt. Die nächste sind zwei lange Tagesreisen. Hier hinter der kleinen Morris Insel gibt es zwar keinen Schutz vor dem Wind, aber zumindest vor den Wellen. Sollen wir hier bleiben und abwarten, oder einfach trotz Starkwind weiterfahren?
Im Vergleich zu vielen anderen Seglern, die auch an der Indonesienrallye teilnehmen wollen, sind wir schon weit voran. Gut ein Dutzend Boote melden sich täglich per Funk im Reef-Net um 8:00 Uhr morgens auf 8.152 KHz. Erst einer von denen liegt vor uns, ist sogar schon an der Torres Strasse vorbei. Noch versprechen wir uns von Australiens Nordküste eine Menge, wollen nicht einfach nur daran vorbeisegeln. Und das werden wir wohl müssen, wenn wir zu sehr trödeln.
Bei den langen Etappen haben wir oft keine Lust das Beiboot aufzubauen und an Land zu rudern. Schwimmen geht hier wie gesagt auch nicht. Dennoch wollen wir für einen Freund weiterhin ein paar Sandproben sammeln. Gar nicht so einfach. Eine Cornedbeef Dose mit angehängten Gewichten und an eine Angel montiert, bringt schließlich die Lösung. Bei jedem X-ten Mal kommt neben Wasser auch etwas Sand mit nach oben...

Die Stokes Bay verspricht eine sichere Ankerstelle auch bei viel Wind. Wir treffen eine Gruppe Australier, die hier schon wochenlang sind. Es wird gegrillt, geklönt und gegessen. Frische Austern gibt es direkt am Riff in Mengen und werden roh oder gegrillt verzehrt. Einer der Australier lässt sein Boot gerade trocken fallen um den Unterwasserbereich zu säubern. Im Wasser geht das nicht - es gibt einfach zu viele Krokodile. Wir haben noch keine gesehen, ob das nur ein Gerücht ist um uns Ausländer zu verschrecken? Besser nicht ausprobieren!

Den ganzen Tag unter Spinnacker - wieder ein schnelles, schönes Segeln. So kommen wir bis zum Flinders Nationalpark und müssen nicht hinter dem Kap Melville zwischenankern. Der Katamaran auf dem Bild hier blieb den ganzen Tag 2sm hinter uns, ohne uns einholen zu können. Immerhin ist der 13m lang! Die Crew der forty-two ist stolz wie Oskar!

Heute wird hinter einer Sandbank bei Ingram Island geankert. Gleich nebenan geht die Schiffahrtslinie des Great Barrier Riffs vorbei. Es gibt klares Wasser und ein paar Korallen. Schade, daß die Sandbank bei Hochwasser überspült wird und wir dann anfangen zu schaukeln.

Die Fahrt nach Cape Flattery wird schnell und problemlos. Hinter dem Cap auf dem Bild ist die Ankerstelle. Trotz starkem Wind und Böen ist die Ankerstelle recht ruhig und sehr sicher. Nur ein kleiner Schwell kommt hinein und lässt unsere forty-two leicht hin und herwiegen.
Unsere Windsteuerung hat leider Probleme gemacht. Hat bei wenig Wind einfach nicht gesteuert. Eine Kontrolle zeigt, daß sie durch Salzablagerungen schwergängig geworden ist. Also alles abbauen, demontieren, säubern, zusammenbauen, montieren... Wir haben ja sonst nichts zu tun nach einem langen Segeltag.

Morgen wollen wir aus Cooktown aufbrechen. Es sind noch 400sm bis zur Torresstrasse, 800sm bis nach Gove, wo wir (einigermaßen sicher) wieder Internet haben. Wir melden uns also hiermit bis Gove ab. Unsere aktuelle Position findet ihr hier, unsere email-Adressse ist wieder die bekannte Kurzwellenadresse, die mit dem DL4TWO... (wer sie kennt, kennt sie, alles andere ist SPAM ;-). Mitte Juni solltet ihr wieder etwas von uns hier lesen können...

Ein guter Wind bringt uns einen schneller Törn nach Cooktown. Naja, eigentlich sollte man Cook-Straßendorf sagen. Und am Samstag Nachmittag nicht einmal das - hier ist dann total tote Hose.

Nur Cook steht wie jeden Tag auf seinem Podest und schaut auf den Endeavour River. Immerhin können wir noch Diesel auffüllen. Wasser gibt es an einem Hahn an der öffentlichen Toilette.

Das Ankern ist allerdings ein echtes Problem. Es ist einfach zu eng und zu flach. Die guten Stellen sind voll Moorings und die beste Ankerstelle liegt unerreichbar hinter einer Sandbarre. Da würden wir erst mit dem Nachthochwasser hinkommen. Im Dunkeln? In flachen unbekannten Flußmündungen? Nicht mit uns! Schließlich finden wir ein Plätzchen das wohl gehen mag. Am Pier steht ein Warnschild wegen Krokodile. Offenbar kommen wir jetzt vollends in deren Gebiete. Man warnt in allen wichtigen Sprachen: Englisch - Deutsch - Chinesisch.

Heute treffen sich die Bewohner von Cooktown um den Strand auf der anderen Seite des Flusses von angetriebenen Müll zu befreien. Den ganzen Tag fahren die Boote mit Leuten und Müllsäcken hin und her. Natürlich wird der Müll gewogen um den Erfolg zu bewerten. Offenbar haben die Leute bei dieser Gemeinschaftsarbeit auch noch viel Spass miteinander. Auf dem Bild rechts sehr ihr zwei verschiedene Palmenarten. Die normalen hohen Kokospalmen und kleiner, wo die Blätter in alle Richtungen abstehen. Wir nennen sie kurz Puschelpalmen

Wir befinden uns in geschichtsträchtigen Gewässern. Am 11. Juni 1770 ist Kapitän James Cook hier an dem Endeavour Riff mit seinem gleichnamigen Schiff auf Grund gelaufen. Das Schiff wurde dabei schwer beschädigt. Könnt ihr das Riff genauso wenig sehen wie wir und wie Cook? Dank des Unfalls ist das Riff jetzt bekannt und wir konnten es vermeiden. Die forty-two befindet sich hinter Hope Island, zu denen Cook schrieb "I have named them Hope Islands, because we were always in hope of beeing able to reach this islands.(Ich habe diese Inseln die Inseln der Hoffnung genannt, weil wir immer gehofft haben sie zu noch zu erreichen)" Wir liegen hier mutterseelen alleine an einer Moorings, Cook hat es auch bis hierher und sogar weiter bis in das 20 Meilen entfernte Cooktown geschaft. Dort hat er seine Endeavour auf den Strand gesetzt um sie reparieren zu können. Für uns soll es morgen nach Cooktown gehen, es gibt bestimmt jede Menge Cook Statuen und Museen zu bewundern.

Letzte Einkäufe sind gemacht, Diesel und Wasser noch einmal voll. Es soll nur zu den Low Isles gehen, knapp 10sm vor Port Douglas. Hier fahren auch die ganzen Tagesausflugsboote hin. Heute sind sie so mit 7 Booten da. Macht aber nix - wir liegen etwas abseits und um 16:00Uhr sind sie alle wieder weg, und wir liegen in einer ruhigen und wunderschöne Ankerstelle. Sie liegt auch inmitten der Regatta, quasi auf den besten Plätzen - die führt nämlich um die Low Isles herum. Ein paar Boote schaffen die Tide bei den schwachen Winden nicht - sie werden wohl erst in der Nacht ins Ziel kommen oder aufgeben müssen.

Hier findetman auch wieder Riff-Fische und recht klares Wasser. Schon eine Stunde nach unserer Ankunft haben sich zwei Schiffshalter unser Boot als neue Heimat ausgesucht. Dank des Naturschutzgebietes sind die Fische recht zutraulich und lassen sich sogar von Hand füttern. Das hatten wir so auch noch nicht. Den hiesigen Sonnenuntergang dürfen wir Euch natürlich auch nicht vorenthalten. Diesmal mit der "Im Hintergrund sind die Berge" Variante.

Ab sofort werden unsere Einträge ins Logbuch wohl selten und zeitversetzt werden. In Richtung Norden gibt es keine Städte und daher auch kein Internet mehr oder nur sehr selten. Damit fällt auch telefonieren und skypen flach. Industrieland hin oder her, der Norden von Australien ist eines der unbesiedeltsten und abgelegendsten gegenden der Welt. Spätestens Mitte Juli wollen wir in Darwin ankommen. Da soll es alle Möglichkeiten der schönen neuen Communilationswelt geben.

Wir können weiter. Das nächste Ziel ist Port Douglas, ein kleiner Turi-Ort eine Tagesreise nach Norden. Auf dem Wege kommen wir an Double Island vorbei, worauf sich ein Nobel-Resort befindet. Hier reist man mit dem Hubschrauber an.
Wir fahren aber weiter bis Port Douglas, einem netten kleinen Turisten Ort, der gut geschützt an der Mündung eines Flusses liegt. Wir fahren erst einmal am Ort vorbei und den Fluß hinauf, um dort zu ankern. Das Ufer ist voll Mangroven und dahinter geht gleich der tropische Urwald los. Krokodile soll es hier auch ausreichend geben, doch es lässt sich keins blicken. Nur ein stattliches Wels lässt sich mit (leider vordorbener) Wurst füttern. Abends werden die Moskitos und die "No-See-Ums" unerträglich und wir flüchten in die Kabine.
Für den nächsten Tag geht es noch einmal in die "nördlichste Marina Queenslands" um noch einmal Wäsche zu waschen und letzte Einkäufe zu erledigen. Die Flußmündung ist voll mit Boote an Moorings - leider auch einige vergammelte, aufgegebene und sogar untergegangene. Oft sind da sicher die schweren Stürme im Sommer schuld. In diesen Tagen finden mehrere Regatten statt und Port Douglas ist natürlich besonders üerfüllt. Gut, daß wir den Platz vorausbestellt haben.

Wir sind nicht in Mourylion geblieben. Starkwind und Regen soll für die nächsten Tage aufkommen, und statt das hier im Hafen in Ruhe abzuwarten, haben wir beschlossen, den Starkwind für die 60 Seemeilen nach Cairns zu nutzen. Das ist für unsere kleine und überladene forty-two eine sehr lange Tagesetappe, zumal wir hier nicht wie in Nordeuropas Segelsommer 16 Stunden Licht haben, sondern weniger als 12 Stunden. Der Anker geht deshalb schon um 5:30 Uhr im Dunkeln aus dem Grund. Die gut betonnte Hafeneinfahrt macht auch ohne Licht keine Probleme. Die Tide passt und wir sausen bei 20-25 Knoten Wind und einem Schnitt von 6.5 Knoten in Richtung Cairns. Ein tolles Segeln. Es wird die schnellste Etappe, die wir in den letzten Jahren gesegelt sind. Und das ohne Großsegel!. Selbst die Welle ist dank des vorgelagerten Great Barrier Riffs nicht zu groß.
In Cairns kommen wir schon um 15:00Uhr an. Unglaublich. Ich (Carsten) bin froh, daß wir diese lange Etappe weit besser als geplant hinter uns haben. Mercedes schimpft, daß wir doch noch 2 Stunden länger hätte schlafen können. Jedenfalls sind wir müde und gehen erst einmal in die komfortable Marina.
Eine ruhige Nacht haben wir trotz, oder vieleicht wegen der Marina nicht. Von hier aus läuft die Flotte der Touristenschiffe aus, die täglich mehrere tausend! Turis hinaus aufs Great Barrier Riff bringen. Das ist hier die große Attraktion. Und Abends gibt es Open Air Karaoke - vor allem die vielen asiatischen Touristen scheinen darauf zu stehen. Also keine Ruhe. Am Tag nach unserer Ankunft mieten uns ein Auto, um nicht im Regen kreuz und quer durch Cairns laufen zu müssen und unsere Einkäufe zu machen. Gas auffüllen, Diesel tanken, Lebensmittel einkaufen. Bis Darwin ist hier die letzte Gelegenheit zu normalen Preisen oder überhaubt an viele Dinge des täglichen Bedarfs zu kommen. An Bootszubehör garnicht zu denken. Nachdem alles ins Boot geräumt und der Wagen abgegeben ist, legen wir noch im Regen ab. Nur quer hinüber auf die andere Seite des Flusses und den Anker geworfen - und - erst einmal Ruhe. Genug geschleppt und gekauft. Die Ankerstelle vor Cairns ist erstaunlich ruhig - draußen gibt es 2m Welle und über 30 Knoten Wind. Hier ist alles gut und wir können den nächsten Starkwind- und Regentagen gelassen entgegen sehen.
11. Mai: Es ist Samstag und aus dem Regen sind Schauer geworden. Gestern hat sich gar die Sonne zu einer Art Sonnenuntergang unter Wolken überreden lassen. Es scheint besser zu werden. Nur der Wind ist unvermindert stark.
12. Mai: Das Wetter ist jetzt schön, nur der Wind ist noch stark. Mit dem Dinghi geht es an Land zu einem Stadtbummel. Bei Sonnenschein ist Cairns eine tropische Touristenstadt. Palmen und Bäume aus dem Urwald lockern die City auf. Überall werden Rifftouren, Tauchkurse und Ausflüge aller Art angeboten. Der Flughafen in unmittelbarer Nähe von Cairns bringt laufend neue Riff-Hungrige in die Stadt.

Wir segeln entlang einer Küste, wo der Regenwald von den Bergen direkt in das Meer hineinzuwachsen scheint. Die Spitzen der Berge hängen in den Wolken. Auch wir bekommen unseren Teil des Regens ab. Vor der Küste schauen die Berggipfel als Inseln aus dem Wasser, umgeben von Korallenriffen und vereinzelnden Sandstreifen. Das zieht sich für viele viele Meilen so hin.
Als wir uns der Küste etwas nähern, riecht es durchdringend nach Eukalyptus. Zwischen den Bergen fließt ein Fluß ins Meer und bildet einen natürlichen, geschützten Hafen. So ganz natürlich haben ihn die Australier aber nicht gelassen. Sie haben eine Zuckerrohr Verladevorrichtung hineingebaut. Der Vorteil für uns ist, daß die Einfahrt gebaggert ist und keine Sandbarre die Flußeinfahrt blockiert. Im Hafen ankern wir seit langem ohne Schaukelei. Hier könnten wir eine Weile bleiben, uns von dem ständigen "weiter-weiter" erholen.

Ein paar Palmen hat Dunk Island, ein Touristenresort, einen Strand. Aber Südseepalmenparadiese haben wir andere gesehen. Auch ist das Anken hier wiederum rollig. Schöner sieht die kleine Insel gleich neben Dunk aus - da eine kleine Hütte bauen, eine Internet-Satellitenantenne aufs Dach und man könnte es eine Weile aushalten.

In der Nacht fängt es fürchterlich an zu schaukeln. Der Wind hat nachgelassen und gedreht, sodaß die Wellen jetzt in die Bucht stehen. So wird nichts aus dem geruhsamen Tag, den wir uns vorgenommen haben. Stattdessen fahren wir zu der nächsten, vermeidlich ruhigeren Ankerstelle.
Vor diesem verlassenen Touristen Resort können wir leider nicht ankern - zu gerne wären wir durch die alten Anlagen gelaufen. Aber - wie immer - zu viel Welle in der Bucht. Aber 2sm weiter um die Ecke ist es etwas ruhiger. Hier werden wir die Nacht bleiben und morgen nach Dunk Island fahren. Die Insel hat Schrifftstellern als Vorbild für das Tropeninselparadies schlechthin gedient. Wir sind gespannt. Bisher haben uns die australischen Inseln ja noch nicht soo überzeugt.

Wieder sind 6 Windstärken angesagt - wieder von Hinten. Bevor wir den Anker aus dem Sand ziehen, schlagen wir noch das zweite Vorsegel an. Viel Wind von hinten soll es ja hier an der australischen Küste oft geben. Und so kommen wir komfortabel und gut voran.
Gleich drei Gruppen von je sechs Jetskis kommen uns weit von jeder Küste und bei heftigem Seegang entgegen. Was muss in die gefahren sein, dass die sich stundenlang diese Wellen mit Jetskis antuen? Mal eine halbe Stunde Spass haben ist ja was anderes. Wir haben jedenfalls unseren Spass uns die Verrückten anzuschauen, während unser Mittagessen im Ofen brutschelt und uns der Wind recht flott nach Norden schiebt.
Bis in die Pioneer Bucht kommen wir heute problemlos. So weit wollten wir erst garnicht. Hier gibt es Moorings von der Verwaltung des Nationalparks Great Barrier Reef. Die Moorings kosten nichts und so besteht keine Gefahr die Korallen durch Anker und Kette zu beschädigen.

Der Zyklon ist durch, wir können weiter. Erst einmal nur zur gegenüberliegenden Insel namens Magnetic Island, benannt - wie fast alles hier - von Capitän James Cook 1770. Der Kompass seiner Endeavour ging hier falsch, so hat er angenommen die Insel wäre irgendwie magnetisch. Diese Kompassmissweisung wollten wir natürlich nachvollziehen. Aber wir haben nichts bemerkt, genausowenig wie viele anderen, die es versucht haben. Da muss sich der gute James Cook ausnahmsweise einmal vertaen haben.
Die Absperrung am Strand, die auf dem Bild zu sehen ist, gibt es wegen einer gefährlichen Quallenart. Diese Würfelquallen sollen durch das Netz nicht hindurchkommen. So kann man dort gefahrlos schwimmen. Das Gift in den Tentakeln dieser Quallen ist stark und schmerzhaft. Es gibt immer wieder Tote. Wir haben uns daher Schutzanzüge gekauft, damit wir auch ohne solche Netzt gefahrlos ins Wasser gehen können. Demnächst gibt es vieleicht Fotos von diesen Ganzkörperkondomen

Meist kommt es anders als geplant. Ein tropisches Tief soll im Norden durchziehen, vieleicht gar Zyklonenstärke entwickeln. Da können wir nicht tagelang eine ungeschützte Küste entlang tingeln. Wir entschließen uns die 112sm ohne Halt zu segeln um rechtzeitig vor eventuellen Stürmen in Townsville anzukommen. Eine Nachtfahrt haben wir, seit wir in Australien sind, nicht mehr gemacht. Es klappt aber noch und wir kommen nach 23 Stunden Fahrt in 20-25Knoten Wind etwas übermüdet in Townsville an.
Townsville ist eine Stadt, in der wir uns wohlfühlen könnten. Die Straßen nicht so rechteckig, die Häuser etwas verspielt, die Gärten tropisch. Unser Liegeplatz ist gleich neben dem Yachtclub. Wir sitzen im Cockpit und hören der Band zu, die dort aufspielt. Gute Musik! Und nicht die einzige Bar, wo an einem Sonntag Abend Lifemusik ist. Und morgen sind wir zum Abendessen beim hiesigen Chef des Radiosenders eingeladen - er wohnt auch auf einem Segelboot hier in der Marina.
Am Montag Morgen wird Mercedes übermütig: "Lass uns auf den Castle Hill laufen und uns die Stadt von oben anschauen" sagt sie. Gesagt, getan. Aber warum hat uns niemand gesagt wie weit das ist. Und vor allem wie hoch und wie steil? Ein Wanderweg Kategorie 3 mit Namen "Ziegenpfad" geht es hinauf. Es müssen Bergziegen sein. Wir sind doch Segler und überhaubt nicht mehr die Jüngsten. Öfter als gedacht müssen wir eine Pause machen. Der Ausblick am Ende entschädigt allerdings für die Strapaze. Doch wir müssen auch wieder herunter. Wer oder was entschädigt uns da?

Endlich wieder Wind - und davon gleich eine ganze Menge. Das soll sich auch nicht ändern für eine Woche. Also entweder bleiben wir so lange in den Whitsundays, oder wir fahren trotz der Developed Tradewinds weiter. Wir entschliessen uns für weiter. Schließlich ist es besser nicht gleich am Anfang zu trödeln. Auch glauben wir, daß es uns im Norden besser gefällt. Die Tide passt für das flache Fahrwasser südlich der Glouchester Island. Das ist interessant und spart ein paar Meilen.
Die nächsten Tage versprechen anstrengend zu werden - bis nach Townsville, unserem nächsten Etappenziel, sind es 120sm und die Ankerplätze sollen schlecht sein und weit auseinander liegen. Wir planen drei Tagesetappen bis Townsville von 40-50sm ein. Dann soll es zur Belohnung ein paar Nächte in einer Marina geben.

Heute fahren wir durch den Kern der Whitsunday Inseln. Die meisten sind ja Naturschutzgebiet und es gibt höchstens mal einen Campingplatz. Vereinzelt gibt es Häuser, wie bei diesem Leuchtturm. Die kommen nur mit dem Boot, dann mit dem Kran und dann über eine extram steile Treppe nach Hause. Bei nur stwas stärkerem Seegang wohl gar nicht. Das muss man auch mögen.
Es gibt aber auch Inseln, die nicht unter Naturschutz stehen. Da gibt es dann sogar Flughäfen und Hochhäuser wie in Norderney. Wir ankern aber natürlich in einer Bucht ohne Häuser und - zur Abwechslung - einem tollen Sonnenuntergang.

Wir ankern auf 12m Wassertiefe - kommen nicht an Land, haben auch keine Lust das Dinghi aufzubauen. Die Bucht ist ruhig, wir haben eine ruhige Nacht. Sonst im Süden nichts Neues.

Einkaufen und los - die Whitsundays liegen als nächstes auf unserer Route. Das ist DAS Segel-Charter-Urlaubs-Wunderparadies in Australien. Goldsmith Island ist die erste, südlichste dieser Inseln.
Leider ist der von uns gewählte Ankerplatz sehr unruhig. Ankern in Tidengewässern, wie hier in Australien, ist einfach Sch**ße, weil

• Das Schiff sich nie in den Wind ausrichtet, sondern meist eher in der Strömung. Wind und Wellen kommen also nicht von Vorne. Kein Wind im Salon und alles schaukelt.
• Man nie so nahe am Ufer ankern kann, wie man gerne möchte. Bei Niedrigwasser wird es sonst zu flach. Beim Ausrechnen der Ankertiefe darf man auch keinen Fehler machen.
• Je nach Tide der Wind entgegen der Strömung steht - diese "Wind gegen Strom" Situation erzeugt ekelige Wellen und wieder Schaukelei
• Die halbe Zeit kommt man nicht an Land, weil man bei Niedrigwasser entweder durch Schlamm oder über Korallen und Steine laufen muss und sich das Beiboot dabei kaputt macht.

Nachts dreht der Wind und die Ankerbucht wird schaukelig. Auch die nächtste geplante Ankerstelle hinter "Knight Island" ist bei diesem Wind nicht gut. Wir beschließen deshalb gleich bis nach Mackay zu fahren, einer Stadt mit Marina. Allerdings ist das wieder eine lange Tagesreise entfernt.
Bei Mackay liegt die größte Kohleverladestelle der Welt. Und tatsächlich zeigt die Seekarte mehrere große Reeden, in der zur Zeit über 30 Kohlefrachter auf Ladung warten. Wir brauchen über drei Stunden, um diese Reeden zu umrunden.
In Mackay bekommen wir endlich unsere gewartete Rettungsinsel wieder. Jetzt ist das Schiff komplett! Leider hat die Wartungsfirma den Deckel falsch herum zusammengebaut - oder ist das, weil wir hier Down Under sind?

Die guten Tidenbedingungen wollen ausgenutzt werden - also wieder weiter. Curlew Island soll eine Perle unter den vielen Inseln hier sein und nur noch 40sm von Mackay entfernt. Dorthin wollen wir unsere frisch gewartete Rettungsinsel schicken lassen. Doch wir sind schon seit Tagen ohne Mobilfunk-Empfang. Soo einsam ist es hier. Das erste Mal seit zwei Jahren kommt deshalb das Satelitentelefon zum Einsatz, um den Versand zu organisieren. Wer hätte gedacht, daß wir es ausgerechnet hier in Australien brauchen werden.
Der Anker fällt vor einem Strand von Curlew Island. Die Insel steht unter Naturschutz - Angeln verboten! Dennoch darf sie betreten werden. Langsam wird das Wasser klarer - immerhin kann man schon 1.5m hineinschauen. Und wir haben Gesellschaft. Ein Zweimaster aus Tasmanien, an Bord zwei Frauen mit zwei Hunden, kommt kurz nach uns in die Bucht getuckert und ankern 100m entfernt.

Das Gebiet um die Northumberland Inseln hat den höchsten Tidenhub an der australischen Ostküste. Bis zu 9 Meter kann es hier rauf und runter gehen. In den Seekarten stehen überall Warnungen über hohe Tidenströme (bis 6 Knoten) und turbulente See. Doch wir "verpassen" wieder einmal alles, denn es ist Nipptide und deshalb ist das alles nur halb so schlimm. Der Tidenhub beträgt derzeit nur 2-3 Meter, also so viel wie an der deutschen Nordseeküste.
Meilenweit entfernt vom Festland sehen wir Hunderte von Schmetterlingen. Sie fliegen teils zur offenen See, teils in Richtung Festland. Was suchen die Schmetterlinge hier draußen? Unser heutiger Ankerplatz liegt gut geschützt inmitten der Duke-Inselgruppe hinter Hunter Island. Es gibt saftige Wiesen hinter Sandstrand. Wunderschön, aber uns fehlen dennoch die Palmen. Schon, weil uns die Kokosmilch Dosen ausgehen.

Wir verlassen Great Kepple Island und erleben wieder einen unvergesslichen Sonnenaufgang. Diesmal mit einer vergoldeten See. Die Küste wird einsam - bis Mackay gibt es keine menschliche Behausung mehr - nur noch Küste und die vielen Inseln der Northumberland Gruppe.
Es geht zunächst in die Pearl Bay. Sie liegt mitten in einem militärischen Übungsgebiet. Dennoch dürfen wir hier Ankern. Es ist offenbar noch sehr früh in der Segelsaison, denn außer uns liegt kein einziges Boot in der als "sehr beliebt" beschriebenen Ankerbucht.

Wieder vor dem Wachwerden los - um 5:30 kommt der Anker aus dem Schlick. Jede Minute, die wir warten, müssten wir ansonsten gegen den Strom fahren. Zur Belohnung bekommen wir einen herrlichen Sonnenaufgang geboten. Wie angekündigt ist kaum Wind und wir müssen die 20sm nach Great Kepple motoren.
Der Anker fällt schon am späten Vormittag auf 3m Sand - kein Schlick, keine Mangroven. Das ist deutlich besser. Aber wir sind ja von den Inseln im Südpazifik verwöhnt, wo man die Korallen auch noch in 15m Wassertiefe sehen kann. Das klappt hier dann doch noch nicht. Aber wir wollen uns nicht beklagen. Eindeutig ein Schritt in die richtige Richtung. An Land gibt es auch wieder Palmen zu sehen und jede Menge Papageien. Allerdings auch die notwendigen Einrichtungen für die Tagestouristen aus Rosslin Bay. Einmal täglich kommt die Fähre, die ohne Steg einfach direkt auf den Strand fährt.

Heute ging es durch die gefürchteten Narrows. Das ist ein Rinnsal Wasser, das sich bei absolutem Hochwasser zwischen Australiens Festland und Curtis Island bildet. Heute sollen wir bei einem Hochwasser von ca 3.8m an der flachsten Stelle so 1.8m Wassertiefe haben. Natürlich Felsgrund, natürlich total verwinkelt und eng. Schon morgen sollen es nur 1.2m Wasser geben. Zu wenig selbst für unsere flachgehende forty-two.
Nachdem wir den Hafen von Gladstone hinter uns gelassen haben wird es einsamen, Mangroven besäumen den Wasserlauf. Trotz Kaiserwetter und Sonntag ist nur EIN anderes Boot auf dem gleichen Weg. Ist es vielen vieleicht doch zu flach heute? Oder müssen sie auch am Sonntag im Hafen schaffen gehen?
Bald wird es unübersichtlich. Ohne die Fahrwassermarkierungen wäre man verloren und wüsste nicht, welchen Wasserlauf man nehmen soll. Aber da sind die Australier ja vorbildlich. Mercedes steuert total relaxed. Das kriegt Carsten nicht hin. Revierführer, GPS, Kamera, Kurs am Computer kontrollieren und ganz allgemein aufgeregt Auf- und Niederspringen ist angesagt. Manchmal geht es nur ein paar Meter an den Mangroven vorbei.
An einer Stelle werden bei Niedrigwasser die Kühe von und nach Curtis Island getrieben. Die Rechnung geht auf - bei Hochwasser sind wir an der flachsten Stelle und das Echolot zeigt tatsächlich 1.8m an. Unglaublich. Ab dann sind es noch ein paar Meilen bis zu unserer Ankerstelle unmittelbar vor dem Ausgang auf die offene See.

Der Wetterbericht verspricht eine kurze Verschnaufpause - der rechte Zeitpunkt, uns in die 30 Meilen entfernte Industriestadt Gladstone zu verholen. Anstelle des Windes kommt aber leider Regen - es wird so kalt, daß wir unser dickes Ölzeug aus den Tiefen der Versenkung herausholen. Das haben wir vor gut zwei Jahren weggepackt, weil wir es seit Europa nicht mehr gebraucht haben.
Hier wollen wir auf unsere Rettungsinsel warten, die inzwischen frisch gewartet wurde und hierher verschickt werden soll.
Gladstone wird von den Mienen, dem Industriehafen und den Aluminiumfabriken beherrscht. Jeder hier läuft mit signalfarbener Arbeitskleidung herum. Das bringt auch viel Geld in die Stadt. Gleich bei der Marina ist z.B. ein schöner und gutgepflegter Park angelegt, in dem am Wochenende gegrillt und gefeiert wird. Dafür hat die Stadt viele Grillplätze eingerichtet. Inklusive Elektrogrill und überdachte Essplätze.
Und gebaut wird im Hafen - an jeder Ecke. Für eine neue Gasanlage sausen dutzende Schiffe umher, es bauen Leute aus allen Herrgottländern Plattformen, neue Hafenanlagen und und und. Die Baustelle kann fast mit Hamburgs Hafencity mithalten. Natürlich fehlen auch unsere holländischen Freunde nicht, wenn es um Arbeiten am Wasser geht.

Per email gibt es Nachricht von der Water Music, sie liegen nur 15 Meilen weiter im sogenannten Pancake Creek, auch gut geschützt aber etwas weitläufiger und bis auf 3-4 Boote menschenleer. Also wieder vor der Morgendämmerung aufstehen und weiter. Mit der Abendtide geht es wegen dem angekündigten Starkwind nicht mehr. Aber so sind wir schon Vormittags dort. Hier ist viel Platz, und so stecken wir unsere gesamten 50m Ankerkette. Der Wind kann kommen.
Der Wind ist auch gekommen - jetzt sitzen wir hier schon ein paar Tage und können den eigentlich schönen Pancake Creek nicht geniessen. Sogar das Dinghi haben wir an Deck stehen. Und es soll noch mehr werden. Ein kleines aber gemeines Tief soll sich bilden und die Küste entlang nach Süden ziehen.

Der Rückenwind und unser Spinnacker haben uns rechtzeitig und problemlos nach 1770 gebracht. Gut geschützt ist es dort, aber eng und flach. Die beste Ankerstelle liegt unmittelbar vor dem kleinen Campingplatz und man wird den ganzen Tag umpaddelt und umschwommen. Abends gibt es dann gratis Musik und den Grillgeruch vom Campingplatz - nicht die optimalen Bedingungen um sich für ein paar Tage einwehen zu lassen.
Das Örtchen heißt 1770 nach dem Jahr, in dem James Cook das erste Mal in Queensland seinen Fuß an Land gesetzt hat. Heute ist es ein kleines und beschauliches Wassersport- und Urlaubsparadies.

Heute hatten wir einen herrlichen Segeltag ohne Welle, mit Sonne und Spinnacker. Das hat uns über den frühen Start (5:30 Uhr war Ablegen!) noch vor der Morgendämmerung hinweggetröstet. Doch so geht es, wenn man in Tidengewässern segelt. Jetzt sind wir zurück in Bundaberg, wo wir letztes Jahr in Australien angekommen sind.
Bundaberg hat bei den Überschwemmungen vielleicht am meisten gelitten - der Hafen ist noch immer für die kommerzielle Schiffahrt gesperrt und am Ufer sieht man überall vertriebene und kaputte Boote, Tankstellen und was auch immer herumliegen. Das sieht richtig übel aus.
Wir wollen morgen schon gleich weiter. Es soll ein langer Tagestörn von über 50sm werden bis zu einer kleinen Ortschaft mit dem Namen 1770. Dort wollen wir uns dann vor dem Starkwind verstecken, der in den nächsten Tagen kommen soll. Drückt uns die Daumen, daß das klappt.

Das Schiff ist ok, das Wetter auch. Wir haben den Hafen verlassen und sind wieder unterwegs! Endlich. Noch ist Zyklonensaison und so werden wir noch für ein paar Wochen immer in der Nähe eines Schutzhafens bleiben müssen. Aber wir sind endlich wieder auf dem Wasser!

Jetzt sind wir schon wieder eine Woche zurück in Australien. Die Rückreise war lang, aber unproblematisch. Unsere forty-two haben wir wohlbehalten dort wiedergefunden, wo wir sie verlassen haben. Andere hatten nicht so viel Glück. Die starken Überschwemmungen im Februar hier im Süden Queenslands haben überall viele Schäden verursacht. Dabei sind auch viele Boote zu Schaden gekommen. Wir haben "Glück" gehabt, daß wir uns den sichersten Hafen weit und breit ausgesucht haben. Hier hatten weder die Überschwemmung, noch der Sturm etwas anrichten können. Hier ein paar Bilder:

Nach über zweieinhalb Jahren ist es soweit - endlich "Heimaturlaub" in Deutschland. Die weiteren Pläne legen nah jetzt im Winter nach Deutschland zu kommen. Aber müssen es gleich über 30 Grad Temperaturunterschied sein? Trotz der Kälte ist es schön nach langer Zeit einmal wieder Schnee zu sehen. Und natürlich Familie und Freunde wieder zu treffen.

Es ist zu trocken in Australien. Eigentlich ist hier Regenzeit, doch wir haben noch keinen Tropen Wasser auffangen können. Wir genießen das, ist Sonne und Hitze doch besser als schwüler Regen. Ab und zu sehen wir ein Buschfeuer am Ufer. Nachts kann es dann schon einmal ganz gespenstisch leuchten. Im Wetterbericht wird laufend vor "hoher bis extremer Feuergefahr" gewarnt. Die Feuer haben es offenbar sogar bis in die deutschen Wohnzimmer geschaft - jedenfall habe wir besorgte Anrufe bekommen "Australien brennt - geht es euch gut?". Hallo! Wir wohnen auf dem Wasser. Das brennt nicht. Und hier in Queensland am Küstenbereich ist es wohl auch nicht gar so arg. Viel bekommen wir jedenfalls nicht mit.

Wo man langfährt gibt es Quallen, Quallen, Quallen. Manchmal so dicht, daß man kein Wasser dazwischen sieht. Schade, denn so mögen wir hier trotz den warmen Wassers nicht schwimmen gehen. Schnorcheln wie auf den Inseln im Südpazifik macht eh keinen Sinn bei dem trüben Wasser. Da hoffen wir auf das nördliche Queensland mit seinem Great Barrier Riff. Aber da kommen wir erst in ein paar Monaten hin.

Im Pazifik haben wir das erste Mal den Begriff King Tide, also Königstide, gehört. Was ist das? Einfach besonders hohe Ebbe und Flut, die sich bei besonderen Konstellationen und Jahreszeiten ergeben. Dann kann es hier auch schon mal 4m Tidenhub geben und das Wasser ist voll Äste und Baumstämme. Wenn es dann noch viel regnet und die Flüsse hochwasser führen, kann es zu schweren Überschwemmungen mit Wasserständen über +8 Metern in den Flüssen kommen.

Grundsätzlich feiert man Weihnachten in Autralien genau wie bei uns mit der Familie, aber nicht so beschaulich am Weihnachtsbaume und mit Kerzen. Das ist auch verständlich. Es ist gerade Sommer geworden und die Kinder haben große Ferien. Man fährt in die Natur zum Campen, Fischen oder dergleichen. So wie hier auf Fraser Island sehen wir viele Familien mit dem Geländewagen am Strand, Zelt(e) aufgebaut, Angeln am Ufer und nie ohne das allgegenwärtige Barbequeue. Dabei haben die Australien ausreichend Platz in ihrem Land, daß sie sich nicht gegenseitig auf die Füße treten müssen.
Auch wir verbringen Weihnachten vor Fraser Island und ankern wieder bei dem zerfallenen Steg von McKenzie. Von hier aus wollen wir eine der Attraktionen der Insel, einen der Süßwasserseen, erkunden. Zu Fuß sind es knapp drei Stunden zum Lake Mc Kenzie. Schon nach ein paar Minuten habe ich (Carsten) Blasen in den extra angezogenen Birkenstock Sandalen. Also Schuhe aus und barfuss weiter. Ist ja eine Sandinsel mit Sandpisten. Das gibt den Muskelkater meines Lebens am nächsten Tag - wandern sind wir nicht gewohnt.
Am See angekommen müssen wir feststellen, daß viele die Idee eines Ausfluges zum Lake Mc Kenzie hatten. Die Australier gehen aber natürlich nicht zu Fuß. Sie fahren alle mit ihren Gekändewagen durch die Gegend.
Erstaunlicherweise ankern viele Boote wieder gut eine Seemeile weiter nördlich und wir sind hier fast alleine. Sogar ein Dingo (australischer Wildhund) schleicht am Ufer auf und ab. Abends kommen uns Delfine besuchen und ab und an hören wir unsere asmatische Schildkröte. Ein beschauliches Fest, wie es sich für gute Deutsche gehört mit Weihnachtsbaum und Geschenken am Heiligabend.

Wir mieten uns für eine Woche ein kleines Auto, einen Suzuki Swift. Das ist gar nicht so teuer hier und bei maximal 100km/h ist das Fahren auch recht sparsam. Wir wollen etwas vom Landesinnere sehen und von der Großstadt Brisbane, der Metropole hier in Queensland. Von Brisbane sehen wir allerdings nicht viel. Irgendwie fahren wir mehrfach quer durch die Innenstadt, mal durch einen Tunnel, dann über eine Brücke. Einen Platz für die Nacht haben wir zwar für uns gefunden, aber das Auto kann nirgends stehen bleiben. Genervt fahren wir schließlich bei Sonnenuntergang aus der City hinaus und suchen uns irgendwo "draußen" ein Motel.
Wir beschließen nicht zurück in die Großstadt zu fahren. Stattdessen fahren wir die Küste entlang dem Dudong touristic drive durch die Ferienhochburgen der Sunshine Coast. Ganz entfernt sehen wir tatsächlich ein Dudong auftauchen.
Es gibt hier meilenweite Sandstrände mit hoher Pazifikdünung. Entsprechend wird hier gesurft und gekitet was die Bretter hergeben. Fast jeder hat ein Surfbrett unter dem Arm geklemmt und weitere am Auto. Braungebrannte, sportliche, junge Menschen in knappen Badeklamotten wo immer Mann und Frau hinschaut. Die Barcardi Werbung lässt grüßen. Nett anzuschauen, doch zu viel Trubel für uns.
Weiter gehts ins Landesinnere. Schon bald werden die Straßen schmal und einsam. Wir fahren durch potentielle Überflutungsgebiete und über kilometerlange, schnurgerade Schotterwege mit vereinzelnen Farmen. Überall stehen Warnschilder vor freilaufenden Känguruhs und Koalabären.
Auf der Strasse sehen wir leider keines der vorgewarnten Tiere. Also wandern wir durch einen Wald, wo es Koalas geben soll. Hier endlich sehen wir Känguruhs und Mercedes glaubt auch einen Koala in den Baumwipfeln ausmachen zu können. Eine riesige Echse, über einen Meter lang, erklimmt einen Baum vor unseren Augen. Auf den Bildern sieht man davon wie so üblich fast nichts.
Am Ende unserer Tour besuchen wir die Mystery craters. Ein Bauer entdeckte beim Pflügen diese ungewöhnlichen Felsenformationen, deren Ursprung den Experten aus aller Welt ein Rätsel ist. So bilden sich wilde Theorien wie Dinosaurierspuren, Ufo-Landestellen und Metereoitenüberresten. Ein interessantes Hauptmerkmal ist die gleichmäßige Durchsetzung des Sandsteines mit rotem Ocker. Der rote Ocker wurde von den Aboriginals mit Wasser zu einer Malpaste vermischt.

Es soll den Mary River hinaufgehen nach Maryborough. Doch zunächst gilt es unsere Anker zu bergen. Das erste Mal überhaupt, beim Ankern mit zwei Ankern, haben sich die Ketten hoffnungslos miteinander verheddert. Da heißt es auf Stillwasser warten und den Knoten wie ein Wollknäuel entwirren - nur wiegt jeder Meter 1.5kg. Aber gemeinsam entfesseln wir unsere Dicke und fahren gemächlich die 20 Meilen den Fluß hinauf. Vorbei geht es an Sandbänken und Mangroven, dann Farmland und später Herrenhäusern mit Blick auf Fluß und Land bis in die Stadt. Hier gibt es im Zentrum eine kleine Marina und wir binden uns an eine Mooring.
Maryborough ist eine alte Stadt und war früher ein wichtiger Hafen. Man ist hier stolz auf die vielen historischen Häuser und dem Flair. Alt ist hier im jungen Australien natürlich relativ. Tatsächlich ist es ein sehr angenehmes Städtchen, in dem man (fast) alles zu Fuß erledigen kann. Das ist woanders in Australien nicht so einfach.

Pelican Point

Am südlichen Ende von Fraser Island ankern viele Boote, weil sie auf günstige Bedingungen für die Fahrt nach Süden warten. Denn durch die Ausfahrt über die Sandbarre in den Pazifik fährt man am Besten bei wenig Welle und kurz vor Hochwasser. Wir genießen diesen Ankerplatz mit seinen Dünen, Wattengebieten und natürlich den Pelikanen einfach nur so.
Von hier aus fährt auch eine Autofähre zwischen Fraser Island und Pelican Point. Sie legt direkt am Strand an und selbst die Autos mit Vierradantrieb haben teils Schwierigkeiten sich nicht in dem weichen Sand festzufahren. Auf Fraser Island darf man dann auch nur mit Vierradantrieb fahren, denn auch dort geht es meist über den Strand. Eine Sandinsel ohne befestigte Wege halt.

Der alte Anleger von Mc Kenzie

Die Ankerstelle am Kingfisher Bay Resort ist überlaufen, doch in Sichtweite können wir ganz alleine am alten Pier von Mc Kenzie ankern. Beim Spaziergang am Strand finden wir neben dem verfallenen Pier noch jede Menge andere Überreste.
Irgendwie bewegt sich hier der Strand. Beim Näherkommen erkennen wir ein Gewimmel von tausenden Krabben, soldier crabs genannt. Wie Fußsoldaten marschieren sie gemeinsam in eine Richtung - allerdings von dem "Feind", also uns, weg. Kommt man noch näher verschwinden sie plötzlich, in dem sie sich in den Sand hineindrehen und -graben. Geht man weiter, tauchen sie genauso plötzlich wieder auf. Ein schönes Spiel.

Sandy Point

Wir ankern am Nordausgang der Sandy Strait in verhältnismäßig klarem Wasser und langen Sandstränden. Hier kann man bei Niedrigwasser lange Spaziergänge durch das "Watt" mit seinen Prielen machen. Leider nerven die vielen Pferdebremsen und Sandfliegen, die böse Stiche hinterlassen.

40°C Fieber - nichts geht mehr

Die Nacht über bekomme ich, Carsten, plötzlich Schüttelfrost und Fieber. Und das steigt schnell weiter auf 40° und mehr. Was machen wir, hier vor Anker liegend, wenn es noch weiter steigt?
Der Hafen von Hervey Bay ist nur gut zwei Stunden entfernt, also Anker auf und los. Zu mehr als den Anker bergen bin ich dann auch nicht mehr in der Lage. Nun ist also Mercedes gefordert. Und so fährt sie bei Niedrigwasser zwischen den Sandbänken hindurch, funkt mit dem Hafenmeister und der Küstenwache, bereitet Leinen und Fender vor und fährt das erste Mal in ihrem Leben unsere forty-two in eine Box im Hafen. Da niemand am Steg ist muss sie das Schiff auch noch selber ohne Hilfe am Steg anbinden. Bravo!
Die Küstenwache hat sicherheitshalber einen Krankenwagen angefordert - doch die können auch nur das Fieber feststellen und den Blutdruck messen. Aber sollte es hier im Hafen schlimmer werden, sind sie jederzeit innerhalb Minuten da. Ein beruhigendes Gefühl.
Zum Glück verschwindet das Fieber und nach 2-3 Tagen klappt schon der erste Spaziergang an der Uferpromenade von Hervey Bay. Und die lohnt sich mit ihren kleinen Parks, den Vögeln und den hübschen Häusern.
Schon am Pelikan Point wird man vor Krokodilen gewarnt, doch erst in Hervey Bay sehen wir eins gleich in der Marina. Es bewegt sich jedoch nicht. Es handelt sich um ein Glasfaser-Touristen Nepp. Sieht aber ganz schön echt aus. Wir hoffen in Australien keine Krokodile in freier Wildbahn zu sehen. Der Starkwind ist vorbei, raus aus der Marina, hinein in die Ankerplätze der Strait. Zunächst wollen wir uns einen Überblick schaffen und rasch bis ganz in den Süden gelangen. Der erste Ankerplatz ist vor dem Kingfisher Bay Resort auf Fraser Island mit seinen Sandstränden. Fast wären wir auf dem Weg auf eine Sandbank aufgelaufen - die Sände ändern sich schnell und unsere Seekarten sind schon älter. Es kommen Heimatgefühle nach Ostfriesland auf.
Am nächsten Tag geht es gleich weiter über das Wattenhoch bei den Sheridan Flats zu Garys Anchorage. Bei über 3m Tidenhub gibt es eine ganz schöne Strömung und wir rauschen schnell dahin. Die Ankerstelle liegt hinter einer Gruppe Mangroveninseln und ist sehr gut gegen alle Winde geschützt. Wir treffen drei Aussies auf Tour, die uns mit ihren Ortskenntnissen viele Tipps geben. Auch wie man Mangrovenkrabben fängt und zubereitet.
Die Gegend eignet sich auch für Hausboote. Es gibt einige Vermieter wo man sich Hausboote für ein Wochenende oder einen ganzen Urlaub chartern kann. Bei den Hausbooten handelt es sich um flache Katamarane mit Aussenbordern, die man ohne Führerschein fahren darf. Das geht nur hier in den geschützten Gewässern. Diese Hausboote sieht man fast an jeder Ecke.
Es sind schwere Gewitter für die nächsten Tage angesagt, und so schauen wir, daß wir nach Tin Can Bay kommen. Dieser kleine Fischer- und Ferienort ist total niedlich. Allerdings gibt es außer einem Supermarkt und einer Post nicht viel. Einmal täglich geht ein Bus nach Gimpy, der nächsten Stadt. Das ist alles.
Für die Touristen haben sie kleine Wanderwege mit Lehrpfaden, Abenteuerspielplätze und sogar Fitnessgeräte angelegt. Überall gibt es überdachte Picknicktische und Wasserhähne. Jeden Morgen um 8:00 kommen wilde Delphine an einem bestimmten Pier und lassen sich unter Anleitung füttern.
Die Gewitterwarnung ist berechtigt. Schon den ganzen Tag über gibt die Küstenwache Warnungen heraus. Bei Sonnenuntergang zieht es sich zu und bald ist der Himmel schwarz. Es folgt ein Blitz nach dem anderen. Es gibt wenig Regen aber viele starke Böen aus unterschiedlichen Richtungen. Nach einer Stunde ist das Spektakel vorbei. Solche Gewitter, die sich nachmittags über dem Festland bilden und auf See ziehen gibt es hier im Sommer oft.
Uns zieht es wieder hinaus auf die Ankerplätze. Nur drei Meilen sind es bis Carlos Point, der nur bei Hochwasser erreichbar ist. Bei Niedrigwasser liegen wir fast in einer Art See, umgeben von Sandbänken. Wie im ostfriesische Watt halt.

Trotz Lecks reißen wir uns nach einer Woche Bundaberg los. Der vorherrschende Südostwind wird in dieser Jahreszeit so alle zehn Tage von einem Nordostwind unterbrochen. Der Umschwung zurück auf Südost ist dann meist regnerisch und stürmisch. Mit dem Nordost kommen wir schnell in Richtung Süden voran. Immerhin sind es fast 50 Seemeilen. Und vor dem Regen und Sturm, der dieses Mal recht stark ausfallen soll, verkriechen wir uns in einer sicheren Marina in Urangan, am Nordende der Great Sandy Strait.
Bei dem schlechten Wetter bauen wir die Kuchenbude auf und kümmern uns um den leckenden Wassertank. Die einzige Lösung ist, ein Loch in den Cockpitboden zu schneiden und so an das defekte Inspektionsluk des Wassertanks zu kommen. Das Loch wird anschließend mit einem weiteren Inspektionsluk geschlossen. Da unser Cockpit sehr oft von Salzwasser überspült ist ist diese Lösung zwar nicht toll, aber etwas besseres fällt uns nicht ein. Zum Glück ist das erst hier in Australien passiert, wo Ersatzteile etc. kein Problem sind.
Marinas in Australien sind allgemein sehr teuer. Hier in Urangan gibt es gleich drei davon und daher sind die Preise nicht gar so schlimm. Nach ein paar Nächten in der teuren Great Sandy Strait Marina kommen wir noch eine Nacht im Boat Club Hervey Bay unter, wo die Leute nicht nur freundlicher, sondern die Preise auch günstiger sind. Auch die Versorgung ist gut. Ein Supermarkt ist in Fußentfernung, ein Einkaufszentrum und ein ALDI ist mit dem Bus in 10min erreichbar. Mercedes ist also endlich "nach" ALDI gekommen und ist wieder glücklich.
Die Great Sandy Strait ist das flache und sandige Gewässer zwischen dem australischen Festland und Fraser Island, der größten Sandinsel der Welt, Naturschutzgebiet und Weltnaturerbe. Die Fahrt hier hat was vom Segeln im ostfriesischen Watt, so mit Wattenhochs, sich verschiebenden Sänden, geschützten Fahrwassern und Inseln etc. Allerdings sind die Inseln mit Mangroven bewachsen, sandige Stellen gibt es aber auch.
Uns gefällt es in der Great Sandy Strait und wir beschließen mit dem Boot nicht weiter nach Süden zu fahren, sondern uns diese Gegend ganz in Ruhe anzuschauen - etwas abseits des Rummels von Brisbane und der Goldküste. Für unseren Deutschlandbesuch können wir vom Flughafen Hervey Bay gleich um die Ecke losfliegen und so buchen wir sowohl Flug als auch einen Marinaplatz im Boat Club Hervey Bay.

Da wir an der Port to Port Ralley teilnehmen, wird uns jeden Tag ein anderes Highlight geboten. Heute, Mittwoch, ist Halloween und alle Teilnehmer sind aufgefordert als Piraten zu erscheinen. Für nur 10 AU$ gibt einen Begrüßungscocktail und eine kleine Pizza auf die Hand. Feucht fröhlich werden wir auf die Wiese hinter der Marina aufmerksam gemacht, wo sich zur Dämmerung die Kängeruhs versammeln. Klar haben wir die Kamera vergessen, aber am nächsten Morgen schleichen wir uns schon um 5:00 Uhr auf die Wiese und erwischen ein Känguruh in flagranti.

Am Donnerstag fahren wir mit dem Marina-Shuttle in die City von Bundaberg. Bundaberg ist eine kleine Gemeinde und so sind die Gebäude in der Stadt auch übersichtlich und nicht höher als 3 Etagen. Es gibt ein kleines Einkaufszentrum, wo wir uns sofort eine Pre-Paid Karte zum Telefonieren und Internet besorgen. Immerhin werden wir uns ja eine ganze Weile in Australien aufhalten und wollen auch erreichbar sein. Abends sitzen wir mit australischen Seglern zusammen und lassen uns Tipps für die Gegend geben.

Freitag fahren wir erneut in die Stadt. Dort gibt es einen Schiffsausrüster und wir haben eine lange lange Liste mit Dingen die erledigt und besorgt werden müssen. Unser Anker wird von Judy (von der Port to Port Ralley) zum Galvanisieren gebracht. Wir erstehen 4 neue Fender, da bei unseren alten die Luft endgültig raus ist, bzw. sich zwei vom Acker gemacht haben. Abends gibt es dann Curry-Night - für 5 AU$ Curry satt - im Clubhaus des Segelvereins Bundaberg. Klar, haben wir wieder unsere Kamera an Bord gelassen...

Für Samstags steht nichts besonderes an, und so fahren wir mal wieder einkaufen. Mercedes hat nichts mehr anzuziehen. Nein, ehrlich! Das viele Handwaschen, Wringen, salzhaltige Luft und UV-Bestrahlung macht die Kleidung schnell porös. Also bekommt Mercedes neue Hosen und Unterwäsche und Carsten neue Unterhosen. Abends werden wir beim unserem Steg-Nachbarn zum Essen eingeladen - echte australische Steaks vom australischen Rind und leckeren Salat.

Sonntags ist Farmers-Market. Morgens gibt es einen Marina-Shuttle-Service zum örtlichen Markt. Hier findet wir Obst, Gemüse, Blumen, Pflanzen, Trödel, Handkunst, lebende Tiere, Angelkram und und und. Unsere Taschen sind schnell gefüllt und Mercedes bekommt endlich wieder eine frische Basilikum-Pflanze. Nachmittags gibts es ein Seafood-Barbeque und jeder bringt einen selbstgemachten Salat mit. Schnell sind an die 50 Personen zusammen und es gibt eine herrliche Essensschlacht. Und wo ist mal wieder unsere Kamera ???

Am heutigen Montag wollen wir unser Leck finden. Carsten schraubt den Deckel vom Lüfter, dichtet alles mit Knete ab und hält den Wasserschlauch drauf - drinnen kommt kein Tropfen an. Super, Leck gefunden! "Halt doch mal den Strahl auf die Luke" meint Mercedes besserwisserisch. Gesagt, getan - und munter läuft der Wasserfall durch den LÜFTER?? Ohh nee!! OK, schnell wird die Luke abmontiert und neu abgedichtet. Morgen schauen wir mal, ob es das nun war... Nachmittags bekommen wir eine kleine Sightseeing-Tour geboten, die aber absolut langweilig ist: Ein Besuch im Verkaufsraum des örtlichen Ingwerbier-Herstellers (15 Minuten), eine Stippvisite im größten Baumarkt von Bundaberg (20 Minuten). Und zum Abschluß noch schnell zum Yachtausrüster reingehüpft (15 Minuten) -das war's! Abends sind wir dann bei der "Nikone" zum Schweizer Käsefondue eingeladen. Das entschädigt für den Tag. Jamjamjam.

Der Dienstags zeigt es dann: Trotz dem Abdichten, läuft weiter Wasser ins Bad. Wo verda..ddert ist das blöde Leck? Also tröpfelt Carsten nun Capt. Tolley's Creeping Crack Cure (Flüssiges Dichtungsmittel) in jedes einzelne Schraubenloch und in jede Ritze. Morgen wird nochmal getestet. Beim anschließenden Säubern des Bads fällt Mercedes auf, das das Wasser aus der Leitung merkwürdig riecht und auch sehr flockig ist. Nun heißt es auch noch mal schnell den Wassertank spülen und reinigen. Aber womit? Hier gibt es keine Spezialmittel zu kaufen, aber Baking Soda heißt der Geheimtipp. Also kippen wir eine ganze Packung davon in den Tank und lassen ihn stehen. Solange gehen wir einkaufen - heute wird nämlich mal wieder selbstgekocht! Es gibt Känguruh mit Salat - Lecker!

Mittwoch ist der Tag des Grauens: Carsten hält den Schlauch in den sauber gespülten Wassertank und kommt mit dem Nachbarn ins Quatschen. Mercedes fegt innen ordentlich, als plötzlich Wasser aus der Bilge steigt! Hilfe, wir saufen ab. Sofort an die Pumpe und hinten sprudelt munter klares Süsswasser ins Hafenbecken. Nach langen Suchen und dem kompletten Ausräumen der Backskiste haben wir es gefunden: Das Inspektionsluk vom Wassertank ist raus. Ähh? Na gut, dann schrauben wir es "eben" wieder rein. Eben? Klar doch! Nur kommt man nicht an den Tank ran! Dafür müsste nur mal eben den Motor ausgebaut, die zwei vollen! Dieseltanks rausgewuchtet und erst dahinter der Wassertank losgeschraubt werden. Ist doch 'nen Klacks! Von der Seite oder von hinten ist kein Rankommen. Was nun? Ratschläge von den anderen Seglern sind schnell zur Hand, aber leider nicht hilfreich. Also erstmal den Tank nicht zu voll nehmen... und eine Nacht darüber schlafen.

Der Donnerstag ist ein ALDI-Tag. Ja es gibt ALDI in Australien! Wir träumen von Kaffee-Sahne Schokolade, Aku-Politur und "aldi" guten Angebote. Ein Transport zu dem "nördlichsten" ALDI in Queensland wird organisiert. Der Andrang ist groß, aber im Bus ist nur Platz für 11 Leute. Die Liste ist bereits am Dienstag morgen voll und so wird eine zweite Fahrt angeboten. Eine um 13:00 und die nächste um 13:20 Uhr. Carsten muss bei der zweiten Tour mitfahren, um den Anker abzuholen. Um 5 Minuten vor Eins warten 16 Segler auf den Bus. Kein Bus weit und breit. Um 13:20 Uhr kommt der Bus - der zweite! Der erste ist einfach schon mal halbleer 15 Minuten früher gefahren. Da es also zuviel Leute sind (mittlerweile 18) müssen sieben dableiben und Mercedes ist eine von den sieben - Heul, Schnüff, Wein, Rotz. Dabei wollte sie doch so gerne NACH Aldi!

Die Überfahrt von Chesterfield nach Australien startet und endet mit Flaute. Dazwischen hat sie es aber in sich. Wir müssen durch einen unangekündigten Trog segeln. Das ist so was mit viel Wind, noch mehr Regen und konfuser, hoher See. Also genau das, was man sich als Segler nicht wünscht. Das Schlimmste ist nach einer Nacht und einem Tag überstanden, und so können wir uns letztendlich auf die Ankunft in Australien vorbereiten.

In Australien ist man sehr streng, was die Einfuhr von Lebensmitteln angeht - es könnten ja Ungeziefer oder in Australien unerwünschte Samen eingeführt werden. Frisches Obst und Gemüse haben wir ja nicht mehr, aber Eier und Wurst gehen gar nicht. Die müssen wir also vorher aufessen. Frei nach dem Motto "Lieber sich den Magen verrenken, als irgendwas den Aussies schenken" vertilgen wir alle Restbestände. Nudelsalat, Wurstsalat, Frikadellen - es gibt einen richtigen Eiweißschock. Kurz vor Australien beißt dann noch ein Tunfisch an - den können wir nicht auch noch essen, deshalb wird er eingelegt und eingekocht. Ist ja ein australischer Thunfisch und damit erlaubt.

Am Dienstag geht es im Dunkeln den Fluß nach Bundaberg hinauf. Die "Offiziellen" haben natürlich schon Feierabend und so ankern wir im Quarantänebereich. Der liegt aber gut geschützt im Fluß und wir können ausschlafen, bevor am Mittwoch morgen der Papierkrieg mit Zoll und Genossen losgeht. Darüber gibt es in Seglerkreisen viele Gerüchte und Horrorgeschichten. Wir wollen daher hier unsere Erfahrungen mitteilen.